Samstag, 28. Dezember 2013

Chronik Südtirol







Chronik Südtirol ab 1906 – Geschichte


Chronik Südtirol
01.01.1906 Erste Ausgabe des “Archivio per l’Alto Adige” des italienischen Nationalisten Ettore Tolomei (1865-1952). Das “Archivio” war Tolomeis Instrument im Kampf um die Gewinnung Südtirols für Italien. Die einige Jahre zurückliegende, angebliche Erstbesteigung des Glockenkarkopfes in den Ahrntaler Alpen durch Tolomei und die Benennung des Berges mit “Vetta d’Italia” sollte unter anderem die Italianität Südtirols beweisen. In Band 11 des “Archivio” veröffentlichte Tolomei auch sein erstes “Prontuario dei nomi locali dell’Alto Adige” mit der Übersetzung von ca. 10.000 Südtiroler Orts- und Flurnamen ins Italienische. Auf der Grundlage dieses “Prontuarios” unterzeichnete König Viktor Emanuel am 29. März 1923das Dekret zur Italianisierung 1915“Londoner Vertrag” zwischen Rußland, Großbritannien, Frankreich und Italien: Rom tritt auf die Seite der Entente-Mächte und erhält dafür Triest, das Trentino und Südtirol bis zum Brenner zugesprochen. 1915-1918 Als 1915 Italien gegen Österreich in den Krieg eintrat, war Tirol ohne militärischen Schutz, da die ordentlichen Truppen bereits an der russischen und serbischen Front kämpften. Kaum 20.000 Mann militärischer und paramilitärischer Einheiten standen im Land. So formierte sich nochmals aus den unter 21- und über 43-Jährigen – die dazwischen liegenden Jahrgänge waren bereits einberufen – der Landsturm, wie 1703, 1809, 1848, 1859 und 1866. Dieser sicherte die Grenze Tirols so lange, bis von den übrigen Fronten ordentliche Truppen herangezogen waren. Trotz erfolgreicher Verteidigung der Grenzen Tirols gegen Italien scheiterten die Versuche Österreichs, nach dem Untergang der Donaumonarchie das Land Tirol vor der Zweiteilung zu bewahren. 1918 Sterzinger Volkstag des Tiroler Volksbundes unter Beteiligung von offiziellen Vertretern aller bürgerlichen Parteien. In einem 14-Punkte-Programm verlangen die Parteien u.a. die Verlegung der Grenze an die Südspitze des Gardasees und die Grenzkorrekturen unter Einbeziehung deutscher Siedlungsinseln. 10.9.1919Mit dem Friedensvertrag von Saint Germain wird Tirol südlich des Brenners zu Italien geschlagen. England und Frankreich haben bereits im Londoner Vertrag von 1915 Italien für dessen Kriegseintritt an der Seite der westlichen Alliierten die Brennergrenze zugesichert. Italien erhält im Friedensvertrag keinerlei Auflage für den Schutz der deutschen und slowenischen Minderheiten. 24.4.1921„Blutsonntag“ in Bozen: Der Marlinger Lehrer Franz Innerhofer wird von einem Faschisten erschossen. 28.10.1922 Am 28. Oktober 1922 treten die Faschisten den Marsch auf Rom an. Am nächsten Tag übergibt der schwache König Viktor Emanuel II dem Führer (Duce) der faschistischen Partei, Benito Mussolini, die Regierung und damit die Macht im Staate. Die Faschisten haben sich die Vernichtung der deutschen Minderheit auf ihre Fahne geschrieben. Man kann ihr Programm in diesem Zusammenhang in drei Abschnitte unterteilen: Entnationalisierung der Südtiroler, Massenansiedlung von Italienern und Aussiedlung der Südtiroler. Mit Dekret des faschistischen Präfekten wird jeder Unterricht in der deutschen Sprache verboten und unter Strafe gestellt. Lehrpersonen, die beim Deutschunterricht ertappt werden, wandern in die Gefängnisse und werden auf die Strafinseln oder in abgelegene Orte Süditaliens verbannt. Alle deutschen Lehrpersonen werden des Dienstes enthoben oder in die altitalienischen Provinzen versetzt. Ebenso werden alle deutschen Beamten entlassen und keine neuen mehr eingestellt. Kanonikus Michael Gamper schafft mit Hilfe von mutigen Lehrkräften ein über das ganze Land verbreitetes Netz von deutschen Geheimschulen (Katakombenschulen). Der Klerus erzwingt den Religionsunterricht in der Muttersprache. Italienisch ist bereits seit 1925 zur alleinigen Amtssprache dekretiert worden. Schon 1923 hat man italienische Ortsnamen eingeführt und den Namen Tirol verboten. 20.2.1935Trotz aller Verbote und Gebote kann mit dieser Methode Südtirol nicht zu einem italienischen Land gemacht werden. Der Faschismus leitet also die zweite Phase ein. Am 20. Februar 1935 erteilt Mussolini der Großindustrie in Mailand und in Piemont den Auftrag, Niederlassungen in Bozen zu errichten. Die Baugründe, etwa drei Millionen Quadratmeter am Südrand der Stadt, werden enteignet und im Spätsommer 1935 besetzt. 50.000 Obstbäume und Tausende von Edelreben werden unmittelbar vor der Ernte vernichtet. Anfang 1937 nehmen die Zweigbetriebe der Lancia-Werke von Turin, die Stahlwerke von Mailand, das Aluminiumwerk der Montecatini und das Magnesiumwerk ihre Produktion auf. Gleichzeitig mit dem Aufbau der Industriezone werden Tausende von italienischen Familien nach Bozen geschleust. Südtiroler dürfen in den Werken nicht beschäftigt werden. 7.5.1938 Deutsche Truppen rücken in Österreich ein. Das Dritte Reich Adolf Hitlers steht am Brenner. Hitler hat aus seiner feindseligen Einstellung gegen die Südtiroler nie ein Hehl gemacht. Der Diktator wollte den italienischen Amtskollegen Benito Mussolini unbedingt für seine Kriegsabsichten zum Bundesgenossen gewinnen. In diesem Bemühen stellte Südtirol einen nicht geringen Störfaktor dar. Anlässlich seines Staatsbesuches in Rom erklärt Hitler in seinem Trinkspruch am 7. Mai 1938: „Es ist mein unerschütterlicher Wille und mein Vermächtnis an das deutsche Volk, dass es die von der Natur uns beiden aufgerichtete Alpengrenze immer als eine unantastbare ansieht.“ 22.6.1939 In Berlin wird das Deutsch-Italienische Abkommen zur Umsiedlung der Südtiroler geschlossen. Sie können bis zum 31. Dezember 1939 für die deutsche Staatsbürgerschaft optieren mit der Verpflichtung der Auswanderung oder für die Beibehaltung der italienischen mit der Drohung, dass sie keinen Schutz für ihr Volkstum mehr in Anspruch nehmen könnten. Der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, den Hitler mit der Durchführung der Option beauftragt hat, will reinen Tisch machen. Das Land soll von seinen deutschen Bewohnern restlos geräumt werden. 1.1.1940 Am 31. Dezember 1939 ist die Optionsfrist abgelaufen. Verlässlichen privaten Quellen zufolge haben sich von den 246.036 Optionsberechtigten des heutigen Landes S&uumdtirol mit dem Unterland 211.799 für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden und 34.237 für die Beibehaltung der italienischen. Die Option hat im Volk eine tiefe Kluft gerissen. Die Minderheit der Nichtoptanten, der Dableiber, war schweren Anfeindungen und Übergriffen von Seiten der Optantenmehrheit ausgesetzt. Von den Optanten für Deutschland sind 75.000 abgewandert. 8.9.1943 Italien schließt mit den Alliierten Waffenstillstand. Deutsche Truppen besetzen den größten Teil des Landes bis Neapel. Der Tiroler Gauleiter Franz Hofer wird zum Obersten Kommissar der so genannten „Operationszone Alpenvorland“ ernannt, die aus den drei Provinzen Bozen, Trient und Belluno gebildet worden ist. Der Kommissar stellt in Südtirol vier Polizeiregimenter auf, zu denen auch Nichtoptanten eingezogen werden. Auf die Verweigerung des Einberufungsbefehls steht die Todesstrafe. Für die Familien der Kriegsdienstverweigerer führt Hofer die Sippenhaft ein. Sie werden verhaftet und ins berüchtigte Arbeits- und Durchgangslager in der Kaiserau bei Bozen eingeliefert. Trotz aller Strafandrohungen entziehen sich 276 Südtiroler der Einberufung; sie wollen nicht für Hitler kämpfen, der ihre Heimat verraten hat. Wegen Widerstandes gegen das Naziregime werden vom 8. September 1943 bis Kriegsende 24 Südtiroler erschossen, 166 in Konzentrationslager verschickt und 140 ins Gefängnis gebracht. Auf den Schauplätzen des von Hitler in seinem verbrecherischen Wahnsinn vom Zaune gebrochenen Krieges mussten 8025 Südtiroler ihr Leben lassen. April: In Österreich konstituiert sich die provisorische Staatsregierung unter Staatskanzler Karl Renner. Sie proklamiert die Wiederherstellung der Republik Österreich. Benito Mussolini wird von Partisanen am Comer See festgenommen und am Tag darauf erschossen. Mai 1945 Die Oberbefehlshaber der deutschen Streitkräfte in Italien unterzeichnen ohne Wissen des deutschen Hauptquartiers mit den Alliierten einen Waffenstillstand zum 30. April. In den ersten Maitagen rücken die Alliierten in Südtirol ein. 8. Mai Bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht und Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. In Italien kapitulieren die deutschen Streitkräfte schon am 2. Mai. Am 8. Mai wird in Bozen die Südtiroler Volkspartei (SVP) gegründet. 12. Mai Bruno De Angelis wird von den Alliierten als Präfekt von Bozen eingesetzt. Als Stellvertreter werden Visco Gilardi und Walther Amonn bestellt. 23. Mai Karl Gruber wird von der US-Besatzungsmacht als Landeshauptmann von Tirol bestätigt und offiziell anerkannt. 11. Juli In einer italienischen Regierungserklärung wird den Südtirolern die Gleichstellung der deutschen Sprache sowie eine deutschsprachige Schule zugesichert. 4. September Großkundgebung für Südtirol in Innsbruck mit über 30.000 Teilnehmern. Die französische Besatzungsmacht sorgt für ein Maximum an Publizität und spricht sich für eine Rückgliederung Südtirols an Österreich aus. Karl Gruber übermittelt den Staatschefs und Außenministern der USA, Großbritanniens, der Sowjetunion und Frankreichs die Bitte, den Südtirolern die Möglichkeit einer Wiedervereinigung mit Österreich zu geben. 11. September bis 2. Oktober Außenministerkonferenz der Großmächte in London. Eine Rückkehr Südtirols zu Österreich wird von keiner Seite vorgeschlagen. Die Außenminister entscheiden sich für die Beibehaltung der Brennergrenze. US-Außenminister James Francis Byrnes legt die Zusatzformel vor, in der die Grenze Österreichs mit Italien „unverändert bleibt, mit der Ausnahme, jeden Fall zu hören, den Österreich für kleinere Grenzberichtigungen (’Minor rectifications‘) zu seinen Gunsten vorbringt“. Von dieser Position gehen die Großmächte in der Folge nicht mehr ab. 27. Oktober Per Gesetzesdekret genehmigt Italien deutsche Schulen in Südtirol. 10. Dezember Alcide Degasperi löst Ferruccio Parri als Ministerpräsident ab und behält die Leitung des Außenministeriums bis zum 17. Oktober 1946 bei. Degasperi gilt als Vertrauensmann der USA. 4. März 1946 Der britische Außenminister Ernest Bevin beendet die interne Diskussion über die Südtirolfrage in seinem Ministerium und entscheidet für Italien, obwohl Österreich die „besseren Argumente“ habe. Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Standpunkt Großbritanniens in Bezug auf Südtirol nicht klar. 22. April Großkundgebung für die Wiedervereinigung Südtirols mit Österreich in Innsbruck. Dabei werden dem österreichischen Bundeskanzler Leopold Figl 155.000 Unterschriften übergeben, die in Südtirol und in Österreich unter den Südtirol- Optanten gesammelt worden waren. 26. April Im US-Außenministerium wird die endgültige Entscheidung getroffen, dass die Grenze zwischen Österreich und Italien unverändert bleiben soll. 1. Mai Die Grundsatzentscheidung der Außenministerkonferenz vom September/Oktober 1945wird bestätigt. Südtirol bleibt bei Italien, eine Volksabstimmung wird abgelehnt, einzig „kleinere Grenzberichtigungen“ werden ins Auge gefasst. Die Bekanntgabe des Beschlusses des Außenministerrates ruft in Tirol einen Proteststreik und Demonstrationen hervor. 30. Mai Außenminister Gruber und der Delegierte Italiens, Botschafter Graf Niccolò Carandini, legen den Alliierten die Auffassungen ihrer Regierungen über die Grenzziehung zwischen Österreich und Italien dar. Gruber trägt – ohne Absprache mit den Südtirolern – die Forderung nach einer kleineren Grenzberichtigung, der so genannten Pustertallösung, vor. Gleichzeitig wird eine Rechtsverwahrung hinsichtlich der Selbstbestimmung für Südtirol eingebracht. 24. Juni Der Außenministerrat lehnt die Pustertallösung als kleinere Grenzberichtigung ab. 30. Juni Landesweit finden in Nord- und Südtirol Herz-Jesu-Prozessionen statt. Dabei wird für das Selbstbestimmungsrecht demonstriert. 29. Juli bis 15. Oktober In Paris beginnt die permanente Tagung der Friedenskonferenz. Die Konferenz arbeitet die Friedensverträge mit Italien, Finnland, Bulgarien, Rumänien und Ungarn aus. Die von der Moskauer Außenministerkonferenz vorgeschlagenen Vertragsentwürfe beinhalten in Bezug auf Südtirol den freien Güter- und Personenverkehr zwischen Nord- und Südtirol. 7. August Die SVP gibt die Losung für die Südtiroler Delegation in Paris, Friedl Volgger und Otto von Guggenberg, aus. Sollte die Forderung nach Volksabstimmung nicht durchsetzbar sein, werden als Alternativen die Internationalisierung (Südtirol unter internationaler Kontrolle), die so genannte Liechtensteinlösung und erst dann die Autonomie festgelegt. 5. September Außenminister Gruber ist bereit, die Nennung des territorialen Geltungsbereichs der Autonomie offenzulassen. Er bittet Botschafter Carandini, das Gleiche zu tun, und nicht direkt auf die Vereinigung der beiden Provinzen Bozen und Trient hinzuweisen: Damit ist der Weg für die Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen Alcide Degasperi und Karl Gruber in der italienischen Gesandtschaft geebnet, die als „Pariser Abkommen“ im Artikel 10 Bestandteil des italienischen Friedensvertrags wird. Ergänzt wurde das Abkommen durch einen Briefwechsel zwischen Degasperi und Gruber vom selben Tag. In der Antwort des Ministerpräsidenten heißt es, dass die italienische Regierung bereit sein werde, alle Vorschläge der österreichischen Regierung genau zu prüfen („give careful attention“), die auf die beste Lösung der in Artikel 10 sowie der im Text der Vereinbarung enthaltenen Punkte abzielen. 1947 SVP-Landesversammlung. Erich Amonn betont die Bedeutung der Rückkehr der abgewanderten Südtiroler. Der Friedensvertrag der Alliierten mit Italien wird unterzeichnet. Das später als “europäische Lösung” bezeichnete Gruber-De Gasperi-Abkommen wird im Annex IV des italienischen Friedens-vertrages verankert. Artikel 85 des Vertrages bestimmt, dass die Annexe als integrierender Bestandteil des Vertrages anzusehen sind und dieselbe Bedeutung und dieselben Auswirkungen haben wie der Vertrag selbst. Das Abkommen läßt sich in der Folgezeit nur eingeschränkt realisieren. Südtirolbesprechung im BKA,AA. Desinteresse Grubers: “Die Arbeiten an dem österreichischen Staatsvertrag nehmen alle Leute voll in Anspruch.”, es gibt keinen Brief an Italien wegen der unhaltbaren Lage in Südtirol und der Optantenfrage, wie gefordert. Erste Gespräche in Wien zwischen dem italienischen Botschaftsrat Maurilio Coppini und den Legationsräten Kripp und Schöner, wegen Einleitung von Vorbesprechungen zur Optantenfrage. SVP-Delegation mit Erich Amonn, Otto v. Guggenberg, Friedl Volgger und Josef Raffeiner kommt zu Gesprächen mit De Gasperi u.a. in Rom (14. – 25. April), der Autonomieentwurf vom Nov. 1946 wird überreicht, Uneinigkeit über das Autonomiegebiet. Die italienische Verfassunggebende Versammlung beschließt ohne Anhörung der Südtiroler die Errichtung einer “Region Trentino-Tiroler Etschland”. Proteste der Südtiroler gegen den Zusammenschluß mit Trient bleiben wirkungslos. In Rom beginnen die entscheidenden Gespräche über die Optantenfrage zwischen Innocenti, Sorrentino und Coppini und Minister Markus Leitmaier, Kripp und Schwarzenberg sowie Guggenberg, Tinzl, Gschnitzer und Karl Kunst. Außerordentliche Landesversammlung der SVP in Bozen. Mehrere hundert Demonstranten stürmen die Bozner Präfektur. 1948 Italien stellt mit der Inkraftsetzung der Verfassung die Südtiroler vor eine vollendete Tatsache, nachdem im Artikel 116 die Bildung einer Regionalautonomie Trentino-Alto Adige vorgesehen ist. Damit wird das Pariser Abkommens zumindest aus der Sicht der Südtiroler Interessen in einem seiner wesentlichen Punkte nicht erfüllt. Amonn, Guggenberg und Raffeiner bei De Gasperi. Die Südtiroler können ihre Forderung nach offizieller Bezeichnung der Provinz mit “Südtirol” bzw. “Tirol an der Etsch” nicht durchsetzen. De Gasperi akzeptiert schließlich “Tiroler Etschland”. Die italienische Kammer erledigt mit großer Eile die 97 Artikel des Autonomiestatuts Trentino-Alto Adige, das Autonomiestatut tritt mit 14.3.1948 in Kraft. Die Verfassunggebende Versammlung in Rom verabschiedet das Statut für die Region “Trentino-Tiroler Etschland” (“Trentino-Alto Adige”). Gleichzeitig wird das Optantendekret verabschiedet; es bildet die Grundlage für die Reoption (Rücksiedlung). Der österreichische Ministerrat beschließt, nur jene Südtiroler, die um Rückoption angesucht haben, mit österreichischen Staatsbürgern gleichzustellen. Regionalratswahlen. In Südtirol erhält die SVP die Mehrheit von 67,6 % und gewinnt 13 der 20 Sitze. 1949 Ende der Rückoptionsfrist. Abkommen zwischen Österreich und Italien über die Regelung des erleichterten Warenaus-tausches zwischen Tirol, Vorarlberg und Trentino-Tiroler Etschland (“Accordino”). 1952 Gruber und De Gasperi unterzeichnen in Rom das österreichisch-italienische Kulturabkommen. 1954Die Südtiroler Abgeordneten werden von Staatssekretär Oscar Luigi Scalfaroempfangen. 1955 Ab Mai: Die SVP schwenkt mit Unterstützung Nordtirols und mit Blick auf die “Schutzmacht” Österreich auf eine härtere Linie ein. Diese beginnt mit dem Rücktritt Hans Dietls aus dem Regionalausschuß. Die SVP verweigert die Zustimmung zum Regionalhaushalt, die Sprengstoffattentate beginnen. Italienisch-österreichische Gespräche in Rom betreffend gegenseitige Anerkennung der akademischen Grade und Titel. 1956Abkommen zwischen Österreich und Italien über die Anerkennung akademischer Titel und Grade. 1957 Januar: Attentate der Stieler-Gruppe Friedl Volgger wird verhaftet. 10. SVP Landesversammlung, Wachablösung in der SVP; Silvius Magnago wird neuer Parteiobmann. Prozeß gegen die “Pfunderer Burschen”. Gegen die sieben Angeklagten werden insgesamt 113 Jahre, acht Monate und zehn Tage Kerkerstrafen verhängt. Die größte Demonstration in der Geschichte Südtirols auf Schloß Sigmundskron. 35.000 Südtiroler protestieren gegen die bisherige Südtirolpolitik der italienischen Regierung. Die zentrale Forderung lautet: “Los von Trient!” 1958Beginn der bilateralen Gespräche in Wien. Unterredung zwischen Bundeskanzler Raab und Ministerpräsident Fanfani in Rom. 1959Die italienische Regierung beschließt Durchführungsbestimmungen zum Volkswohnbau. Eröffnung des Andreas-Hofer-Gedenkjahres auf dem Reichriegler-hof bei Bozen. Außenminister Figl spricht das Thema Südtirol im Nationalrat in Wien an. Südtirolbesprechung in Innsbruck. Die SVP-Spitze fordert von Kreisky, auf der Herbstsitzung der UNO-Vollversammlung das Selbstbestimmungsrecht für Südtirol zu fordern; Kreisky spricht von einem “folgenschweren Beschluß” und kann die Südtiroler umstimmen. Es wird beschlossen, daß Kreisky das Südtirol-thema vor der UNO-Vollversammlung ansprechen soll. Kreisky spricht das Südtirolproblem erstmals vor der UNO an. Sondierungsgespräche im State Department. Die Gespräche verlaufen enttäuschend; die USA lehnen eine Vermittlerrolle ab und verweisen Österreich an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag. 1960 Der österreichische UNO-Botschafter Matsch übergibt das österreichische Begehren dem UNO-Generalsekretariat. Einstim-miger Beschluß des UNO-Lenkungsausschusses, die Südtirolfrage in die Tagesordnung der Generalversammlung aufzunehmen. Gleichzeitig Überweisung an die Politische Spezialkommission. Einstimmiger Entschließungsantrag der UNO-Vollversammlung (Resolution 1497): Wien und Rom werden aufgefordert, ihre Verhandlungen wieder aufzunehmen, um die Meinungsver-schiedenheiten über das Pariser Abkommen zu bereinigen und den Streit darüber beizulegen. Silvius Magnago wird Landeshauptmann. 1961März/April: Anschläge in Südtirol. Mai: Ergebnislose österreichisch-italienische Verhandlungen in Klagenfurt und Zürich; Sprengstoffanschläge. “Feuernacht”: zahlreiche Sprengstoffanschläge auf Hochspannungsmasten. Juli: Weitere Anschläge. Vier Anschläge außerhalb der Provinz Bozen. Die Bundesregierung beschließt, die Südtirolfrage erneut vor die UNO zu bringen. Einsetzung der sog. Neunzehner-Kommission durch die italienische Regierung. 1962 Anschlag auf einen Masten der über das Stilfser Joch führenden Stromleitung. Die italienische Regierung ist grundsätzlich zur Fortsetzung der Verhandlungen mit Österreich bereit. Ein Sprengstoffanschlag auf dem Bozner Bahnhof richtet schwere Verwüstungen an. Italien hebt den Visumzwang für Österreicher auf. Sprengstoffanschläge auf den Bahnhöfen von Verona und Trient. Eine Bombe am Eingang der italienischen Gewerbeschule “Galileo Galilei” in Bozen kann entschärft werden. 1962-63 Zahlreiche Anschläge. Am 31.8. wird ein Carabiniere aus dem Hinterhalt angeschossen und schwer verletzt. Anschläge auch in Österreich. In Mailand beginnt der erste Südtirolprozeß (91 Angeklagte). Es ist der größte politische Prozeß der italienischen Nachkriegsgeschichte und dauert bis zum 16.7.1964. 1964 Treffen zwischen Kreisky und Saragat in Genf. Die Begegnung wird zur grundlegenden Wende in den bilateralen Beziehungen. Kreisky und Saragat einigen sich auf die Einsetzung einer österreichisch-italienischen Kommission, die Maßnahmen zur verbesserten Autonomie erarbeiten soll. Änderung der Bistumsgrenzen in Südtirol: Neue Diözese Bozen-Brixen. September/Oktober/November: Zahlreiche Attentate. Bilaterale Expertengespräche. In Mühlwald bei Taufers wird der Carabiniere Vittorio Tiralongo erschossen. In der Nacht vom 6.-7.09. wird Luis Amplatz von einem durch den italienischen Geheimdienst gedungenen Tiroler ermordet, Georg Klotz schwer verwundet. Gründung des “Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes”. Abschließendes Treffen zwischen Kreisky und Saragat in Paris: Grundsätzliche Einigung. 1965Bilaterale Geheimgespräche in London. Bundeskanzler Klaus und Ministerpräsident Moro kommen zu einem Geheimtreffen im Trentino zusammen. Am selben Tag Anschlag in Sexten: Durch ein Fenster in der Kaserne werden zwei Carabinieri erschossen. Feuergefecht am Reschen. Anschlag auf das Bürogebäude der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft ENEL in Lappach. Feuerüberfall auf einen Alpinistützpunkt auf dem Portjoch. 1966Durch eine Sprengfalle an der Eingangstür des Schutzhauses am Pfitscher Joch findet der italienische Zollsoldat Bruno Bolognese den Tod. Bilaterale Geheimgespräche in London. Die Italiener bieten eine “interne Verankerung” an. Bilaterale Geheimgespräche in Montreux. Feuerüberfall in St. Martin im Gsiesertal; zwei Tote, ein Verletzter. Anfang August: Magnago zu Gesprächen in Rom. Bombenanschlag auf den Justizpalast in Bozen. Moro betont in einem Schreiben an Klaus die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen österreichischen und italienischen Sicherheitsbehörden zwecks Unterdrückung des Terrorismus. Sprengstoffanschlag auf das Büro der italienischen Luftfahrtgesellschaft “Alitalia” in Wien. 1. geheimer bilateraler österreichisch-italienischer “Antiterrorgipfel” in Zürich. Anschlag auf die Kaserne der Finanzwache auf der Steinalm in der Nähe des Brenners: drei Tote. Südtiroldebatte in der römischen Kammer. Magnago wird von Ministerpräsident Aldo Moro empfangen zwecks “Klarstellungen” zum “Paket”. Anschlag auf das Alpini-Denkmal in Bruneck. 1967 Der SVP-Parteiausschuß billigt das Paket, auch wenn es nicht alle Befugnisse einer Autonomie enthält, unter der Bedingung einer “wirksamen internationalen Verankerung”. Vier italienische Soldaten werden durch einen Anschlag auf der Porzescharte getötet. Die italienisch-österreichischen Beziehungen nähern sich dem “tiefsten Punkt seit dem Jahre 1945″, wie Außenminister Toncic in einer Vorlage für den Ministerrat formuliert. Südtiroldebatte in der italienischen Kammer. Zwei weitere Terrorakte mit zwei Toten. Der SVP-Parteiausschuß verlangt erneut eine internationale Verankerung des Pakets.1968Toncic überreicht dem italienischen Botschafter Ducci ein Aide-mémoire, in dem die Kernfrage, was unter “Durchführung des Pakets” verstanden werden soll, beantwortet wird, nämlich “vollständige Verwirklichung einschließlich aller Durchführungs-instrumente”. Bilaterale Geheimgespräche in Paris. Bilaterale Geheimgespräche in New York. Staatspräsident Saragat begnadigt vier “Pfunderer”. 1969 Bilaterale Geheimgespräche in Genf. Die Außenminister Kurt Waldheim und Pietro Nenni einigen sich in Straßburg über den “Operationskalender”. Die Außerordentliche SVP-Landesversammlung in Meran nimmt Paket und Operations-kalender mit knapper Mehrheit an. Zustimmung von Kammer und Senat in Rom. 1972Neues Autonomiestatut, de facto Auflösung der Region; deren Kompetenzen werden von den Landtagen in Trient und Bozen übernommen. 1973 Die Provinz übernimmt die Verwaltung der Schulen. 1976 Proporzdekret tritt in Kraft. 31.03.1978 Beginn einer neuen Attentatswelle, die zehn Jahre anhält. Bei den Landtagswahlen erhält die SVP 93% aller Südtiroler Stimmen; Alexander Langer mit seiner “Neuen Linken” erstmals im Landtag (1995 Freitod Langers). 1981 Volkszählung 1985 Wahlerfolg des MSI bei den Gemeinderatswahlen; stärkste Partei in Bozen mit 11 Gemeinderäten. 1986 Beginn der Südtiroldebatte im römischen Parlament. 1987 Wahlerfolg des MSI bei den Parlamentswahlen; stärkste italienischsprachige Partei in Südtirol. 1989 Weitere Durchführungsbestimmungen treten in Kraft. Luis Durnwalder wird Nachfolger von Silvius Magnago als Landeshauptmann. 1991 Roland Riz wird Nachfolger von Silvius Magnago als SVP-Obmann. Abgeordnetenkammer in Rom genehmigt die Errichtung einer Sektion des Oberlandesgerichtes und des Jugendgerichts Trient in Bozen. SVP-Landesversammlung stimmt Paketabschluß zu. 1992 Der Ministerrat in Rom genehmigt weitere Durchführungsbestimmungen; Ministerpräsident Andreotti erklärt das Paket für erfüllt. Die UNO-Botschafter Italiens und Österreichs überreichen UNO-Generalsekretär Boutros-Ghali die “Streitbeilegungserklärung”. Siegfried Brugger neuer SVP-Obmann. 1994Wahlen in Italien; das Rechtsbündnis Forza Italia, Alleanza Nazionale (ehem. Neofaschisten) und Lega Nord bilden Regierung unter Silvius Berlusconi in Südtirol sieht man Gefahr für die Autonomie. Die Regierung in Rom beschließt Kürzung des Südtiroler Landesbudgets LH Durnwalder: “Noch nie dagewesener schwerwiegender Eingriff in die Landesautonomie”. Seit 75 Jahren erste gemeinsame Sitzung der Landesregierungen von Nord- und Südtirol. 1995 In Brüssel Eröffnung eines “gemeinsamen Verbindungsbüros” des Bundeslandes Tirol und der autonomen Provinzen Bozen-Südtirol und Trient zur Europäischen Union. 1996 Erhebliche Stimmenverluste der SVP. 1997 Die Regierung Prodi entwickelt sich zur autonomiefreundlichsten italienischen Regierung seit 1945. Südtirol erhält zahlreiche neue Befugnisse (u.a. Straßen, Schul- und Hochschulwesen, amtliche Gleichberechtigung der deutschen Ortsnamen bzw. Abschaffung ungebräuchlicher italienischer Ortsnamen etc.) Der Landtagsabgeordnete Dr. Christian Waldner wird am Reichrieglerhof oberhalb von Bozen erschossen. Beschluss der SVP für die Errichtung einer freien Universität in Südtirol. 1998 Um 00:00 Uhr fallen am Brenner im Zuge des Schengener Abkommens die Grenzbalken zwischen Nord- und Südtirol.
Seit der Regierung Monti verloren die Autonomien immer mehr Kompetenzen und Zuständigkeiten. Die Regierung Letta ist autonomiefreundlich, allerdings schüren die Rai-Sender Italiens Hetzkampanien Hetzkampanien gegen die Autonomien, und das ist kein gutes Zeichen. Renzi, der nur nach oben will, hat den rausgeschmissenen Berlusconi wieder ins Rampenlicht gerückt und die Frage ist, wie lange Letta noch regieren wird. Rom möchte den kleinen Parteien keine Chance mehr geben im Rahmen der Wahlrechtsreform und alle Regionen gleichstellen. 
Tirol wie es einst war ....


Landtagswahlen in Südtirol.

Südtirol war seit dem 1. Jh. n. Chr. ein römischer Herrschaftsbereich. Später gehörte es Odoaker, Theoderich, den Langobarden, den Karolingern und dem Heiligen Römischen Reich. Zu Beginn des 11. Jh. bildete sich das Fürstentum der Bischöfe von Brixen, Vasall des germanischen Reiches. Im Laufe des Mittelalters dehnten die Habsburger ihre Feudalbesitze auf dieses Gebiet aus. Im Jahre 1803 wurde das Fürstentum Brixen säkularisiert, es gehörte nun zum österreichischen Tirol. Im Jahre 1810 wurde Südtirol in das Regno Italico Napoleonico als «Departement Südtirol» eingegliedert, das ausser dem Trentino den südlichen Teil Südtirols umfasste. Nach dem Wiener Kongress (1815), der Europa nach dem endgültigen Fall Napoleons neu ordnete, fiel die gesamte Region unter die direkte Zuständigkeit Österreichs. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ging Südtirol an Italien und ab dem Jahre 1927 bildete es die Provinz Bozen. Die deutsch-italienische Allianz zwischen Mussolini und Hitler führte am 23. Juni 1939 zu einem Abkommen über die Umsiedlung der deutschsprachigen Bevölkerung.
Nach den Ereignissen, die den Zweiten Weltkrieg abschlossen, versicherten die in Paris am 5. September 1946 zwischen De Gasperi und Gruber unterschriebenen Verträge Südtirol eine umfassende autonome Verwaltungsbefugnis zum Schutze der deutschsprachigen Bevölkerung zu. Man respektierte damit eine besonders empfundene Grenzkultur, deren historische Geschicke zu einem grossen Teil zu der Verfestigung der in jeder sozialen Schicht befolgten Traditionen beigetragen haben.
Zahlreiche Kunst- und Kulturdenkmäler erzählen aus einer bewegten Geschichte dieses alten Kulturlandes. Kelten, Räter, Römer, Langobarden, Franken und Bajuwaren hinterließen hier ihre Spuren. Prähistorische Siedlungsstätten, Wallburgen, römische Ruinen und romanische, gotische und barocke Kunstdenkmäler erinnern an verschiedene geschichtliche Epochen und Blütezeiten.
Seit Jahrtausenden führen wichtige Handelswege und Verbindungsstraßen über die Via Claudia Augusta, welche die Römer vor über 2000 Jahren errichtet hatten. Auf dieser Route, die von der Adria bis nach Donauwörth in Deutschland reicht, gelangten sie leicht über den Alpenhauptkamm nach Norden, was für die Ausweitung des Weltreichs große Bedeutung hatte. In Südtirol nahm die Zahl der römischen Siedlungen zu, und die Bevölkerung wurde allmählich christianisiert. Nach dem Untergang des Römischen Reiches herrschte viel Unsicherheit im Lande. Die Rätoromanen wurden von Bajuwaren, Langobarden und Franken, sowie von Slawen bedroht und besiegt. Sie waren germanisiert worden und gehörten dem Reich des Frankenkönigs Karls des Großen an. Nur kleine Teile der Bevölkerung hatten sich in entlegene Gebirgstäler zurückgezogen und blieben rätoromanisch.
Im Mittelalter kam Südtirol als Schnittpunkt der germanischen und lateinischen Welt zu echter Blüte. Viele der Burgen hatten eine ausgesprochen strategische Bedeutung. Obgleich im Laufe der Zeit einige Burgen verkamen und zu Ruinen verfielen, sind eine Vielzahl von imposanten Schlössern, wehrhaften Burgen und herrschaftlichen Ansitzen aus vergangenen Zeiten noch gut erhalten.

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