Freitag, 13. Dezember 2013

FGM

  • Die natürliche Vagina sei schmutzig und hässlich. 
  • Erst mit der Entfernung der Klitoris werde das Geschlecht der Frau eindeutig weiblich und könne ihrem Mann untertan sein. 
  • Die Keuschheit bzw. Jungfräulichkeit der Frau soll gewährleistet werden, das erhöht ihren Wert wenn ihr Vater sie an den vorgesehenen Ehemann verkauft, und ist Voraussetzung für die Integration in der Gemeinschaft.  
  • Die Fruchtbarkeit der Frau soll erhöht werden. 
  • ..... !!!... 
Ruth, 7 Jahre. Sie sitzt auf dem Schoß einer Tante. Die grätscht ihre Beine, hält sie wie im Schraubstock. Eine andere hält die Arme. Ruth schreit. Keine Chance. Die Rasierklinge nimmt ihr die Klitoris. Ohne Betäubung. Kurzer Prozess. Blut. Zitronensaft zur Desinfektion. Ein Lappen zur Blutstillung. Keuchend, nach Luft ringend lag das kleine mädchen in den schmutzigen Laken. Ihre Sinne benommen, jegliches Gefühl für das Durchlebte war ihr abhanden gekommen. Das Fieber schien ihren Körper schier zu verbrennen. Ihre Lippen blutig zerbissen. Immer wieder fiel sie in eine tiefe Ohnmacht und jedes Mal dauerte es länger bevor sie aus der Finsternis erneut auftauchen konnte, für einen kurzen Moment. Es stöhnte vor Schmerz. Wimmernd krümmte sich ihr geschundener kleiner Körper. Dumpf drang der monotone Klang der Trommeln von draußen an ihr Ohr. Von allen verlassen, ohne auf Hilfe hoffen zu können, wälzte sie sich auf ihrem schmutzigen, blutdurchtränkten Lager fiebrig hin und her. Unermesslich groß der Schmerz, Zu viel für das kleine, gestern noch so lebenslustige und fröhliche Mädchen. Gerade einmal 8 Jahre zählte ihr junges Leben. Für ihre Familie ein großes Ereignis, für das Kind ein entsetzliches Trauma. Auf eine unvorstellbar grausame Art und Weise wurde auch bei ihm die Infibulation mit einer alten, verrosteten und unsterilen Klinge vorgenommen. Laut schreiend vor Schmerz hatte es versucht, diesem Martyrium zu entkommen. Vergebens, die anwesenden Frauen hatten ihre schmalen Arme und Beine schraubstockähnlich umschlungen bis sie ohnmächtig zusammengebrochen war. Letztendlich flickte die Älteste die entstandene Wunde notdürftig. Trockene Akaziendornen dienten ihr zum verschließen. Lediglich eine kleine streichholzkopfgroße vaginale Öffnung verblieb, um dem Kind zukünftig das Urinieren und später die monatliche Blutung zu ermöglichen. Nach Vollendung ihrer Arbeit überließen die Frauen das Mädchen ihrem Schicksal. Ungewaschen, unversorgt und verstümmelt blieb die Kleine in ihrem Elend, allein gelassen zurück. Während der gesamte Stamm mit der Feierlichkeitszeremonie begann. Seit dem Eingriff waren unzählige Stunden vergangen. Keiner der Bewohner des Kraals sah sich genötigt nach dem Kind zu sehen, geschweige denn ihr beizustehen in ihren Schmerzen. So verlangte es der Brauch. Sich selbst und ihrem Schicksal vollkommen überlassen, kämpfte das Kind in diesen Minuten verzweifelt mit dem Tod.
 Die qualmenden Reste der nächtlichen Feier begrüßten den neuen Tag. Langsam erhob sich die Sonne zwischen den Bergmassiven in weiter Ferne. Das Kind war nach unerträglichen schmerzen langsam verblutet. Einsam und von allen allein gelassen.
Der gewaltsame Eingriff der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM: Female Genital Mutilation) ist in 28 afrikanischen Staaten verbreitet, im südlichen Teil der arabischen Halbinsel und entlang des Persischen Golfs, in einigen Ländern Asiens: Pakistan, Indien, Malaysia und Indonesien, in Latein- und Nordamerika, Australien, Europa, in den USA. Bis in das 19. Jahrhundert hinein war die weibliche Genitalverstümmelung auch unter Europäerinnen und US-Amerikanerinnen nicht unbekannt. Legendär wurde der Fall des englischen Arztes Baker Brown in den 1860er Jahren, der die Klitorisentfernung bei zahlreichen Patientinnen, teilweise ohne ihre Einwilligung, vornahm. Damals wurden in Europa die Eingriffe an den äußeren weiblichen Genitalien aus medizinischen Gründen vorgenommen – teilweise bis in die 20er Jahre des 20. Jh. Geheilt werden sollten „Krankheiten“ wie Masturbation, Nymphomanie, Tribadie = Lesbianismus oder vergrößerte Klitoris und Schamlippen. In den USA wurde sogar noch 1953 an einem zwölfjährigen Mädchen eine Klitoridektomie durchgeführt. FGM wird unabhängig von der religiösen Zugehörigkeit praktiziert. Unter Angehörigen des Islam kommt die Ausübung dieser Praktiken ebenso vor wie unter Christen. Auch bei den Falascha, einer jüdischen Gemeinschaft in Äthiopien, ist diese Praktik Tradition. Doch weder der Islam, das Christentum noch der jüdische Glaube verlangen die Verstümmelung der weiblichen Geschlechtsorgane.  
Fatima muss die härteste Form ertragen. Sie ist 8 Jahre, Muslimin, lebt in der Danakilwüste, Äthiopien. Sie wird pharaonisch verstümmelt. Wie ihre Spielkameradinnen. Laila zum Beispiel. Sie hat seitdem nie wieder gesprochen. Stumm seit 11 Wochen. Ein Drittel der Mädchen wird nie wieder sprechen.
 Die Verbreitung der Praxis der Genitalverstümmelung in Afrika
Land - Geschätzte Zahl der Betroffenen  - Typ der Genitalverstümmelung
Ägypten 80 % Klitoridektomie, Exzision, Infibulation
Äthiopien 90 % Klitoridektomie, Exzision
Benin 50 % Exzision
Burkina Faso 70 % Exzision
Demokrat. Rep. Kongo 5 % Exzision
Djibouti 90-98 % Exzision, Infibulation
Elfenbeinküste 60 % Exzision
Eritrea 90 % Klitoridektomie, Exzision, Infibulation
Gambia 60-90 % Exzision, Infibulation (wenig)
Ghana 15-30 % Exzision
Guinea 70 % Klitoridektomie, Exzision, Infibulation
Guinea-Bissau 50-80 % Klitoridektomie, Exzision
Kamerun 20 % Klitoridektomie, Exzision
Kenia 70 % Klitoridektomie, Exzision, Infibulation (östlich)
Liberia 50-60 % Exzision
Mali 90 % Klitoridektomie, Exzision, Infibulation (im Süden)
Mauretanien 30 % Klitoridektomie, Exzision
Niger 20 % Exzision
Nigeria 50 % Klitoridektonie, Exzision, Infibulation (im Norden
Senegal 20 % Exzision
Sierra Leone 80-90 % Exzision
Somalia 98 % nfibulation
Sudan 89 % nfibulation, Exzision in einigen Fällen
Tanzania 10 % Exzision, Infibulation
Togo 12 % Exzision
Tschad 60 % Exzision, Infibulation
Uganda 5 % Klitoridektomie, Exzision
Zentralafrikanische Republik 50 % Klitoridektomie, Exzision

Die Herkunft des Begriffes Pharaonische Beschneidung liegt ebenso im dunklen der Geschichte wie der Brauch an sich. Sicher ist lediglich, dass er Jahrtausende alt ist und bereits am Beginn der Menschheitsgeschichte durchgeführt wurde (möglicherweise im Zusammenhang mit der Ablösung von Menschenopfern oder durch die Sumerer 4000 v.Chr.). Nach Strabo (25 v.Chr.) galt es in Ägypten als Auszeichnung von Frauen höherer Kasten, beschnitten zu sein. Mumienfunde, die als Beleg angeführt wurden, sind aber nach neueren Untersuchungen anzuzweifeln. Ein griechischer Papyrus aus dem Britisches Museum (163 v. Chr.) berichtet von der Beschneidung bei Mädchen in heiratsfähigem Alter und auch bei Herodot (5. Jh. v. Chr. ) finden sich Hinweise auf die Beschneidung von Mädchen als einen Brauch der Äthiopier, Ägypter, Phönizier und Hethiter.
Beschneidungspraxis und -häufigkeit variieren in ihrer geographischen Ausbreitung, sie sind teils gebunden an ethnische und andernteils an religiöse Gruppen. Die Verstümmelung wird zumeist bei zwischen vier und acht Jahre alten Mädchen vorgenommen, geschieht aber auch im Säuglingsalter, bei jungen Frauen. Sie soll auf die Heirat vorbereiten, die Jungfräulichkeit muss gesichert, der Körper an die herrschenden Vorstellungen von Weiblichkeit angepasst werden. In einigen Kulturen gelten die weiblichen Genitalien und insofern die unbeschnittene Frau als unrein. Folgende vier Formen der Genitalverstümmelung werden unterschieden:
  • Die Sunna (´Tradition´) irrtümlicher Weise auf den Propheten Mohammed zurückgeführt, bezeichnet die Entfernung der Klitorisvorhaut, manchmal auch der Klitorisspitze, ein sehr selten auftretender Brauch, da sie als zu mild und daher nicht effektiv genug erachtet wird..
  • Bei der Exzision bzw. Klitoridektomie werden Klitoris und kleine Schamlippen teilweise oder vollständig herausgeschnitten. Die Übergänge dabei sind fließend, abhängig vom „Geschick“ der Beschneiderin und dem Widerstand des Kindes. 
  • Unter pharaonischer Beschneidung bzw. Infibulation, der weltweit meist praktiziertesten, versteht man die vollständige Entfernung der Klitoris und das entweder teilweise oder vollständige Wegschneiden der kleinen Schamlippen. Weiterhin werden die großen Schamlippen ausgeschabt, um daraufhin mit Akaziendornen, die in die Wundränder gesteckt, zusammengeheftet bzw. zusammengenäht zu werden mit Katzen-oder Schafsdarm. Es wird nur noch eine streichholzkopfgroße Öffnung zum Austritt von Urin und Menstruationsblut offen gelassen indem kleine Fremdkörper wie Pflanzenstängel oder ein Streichholz einführt wird. Die Nachbehandlung besteht in der Anwendung von Kräutern oder Blättern, Butter, gemahlenem Kaffee, Salz, heißem Wasser. Die Beine werden anschließend fest zusammengeschnürt. Bei der Infibulation treten die meisten Komplikationen und Gefahren auf, da die Wunde im Laufe des Lebens mehrmals aufgetrennt bzw. geschnitten, und wieder zusammengenäht wird. Abgesehen von den sehr ernsten gesundheitlichen Komplikationen, sind sowohl das Wasserlassen (kann bis zu jeweils 30 Minuten dauern - chronische Unterleibs- und Harnsysteminfektionen) und die Menstruationsblutung (das Blut staut), als auch der Geschlechtsverkehr (zumeist wird die Frau in der Hochzeitsnacht von ihrem Ehemann aufgeschnitten) und die Geburten sehr schmerzhaft, die Entbindungen sehr risikoreich für Mutter und Kind (oft tritt Verblutung ein), und das lebenslang! Nach jeder Geburt wird die Frau wieder infibuliert.
  • In die vierte Kategorie laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) fallen verschiedene Variationsformen der Beschneidung weiblicher Geschlechtsorgane.
Durchgeführt werden die lebensgefährlichen Beschneidungen in der Regel von den „Beschneiderinnen“, von traditionellen Hebammen oder Barbieren ohne Betäubung und unter unhygienischsten Bedingungen, manchmal von Krankenhauspersonal für die Kinder der Wohlhabenden. Das Risiko des Verblutens oder schwerer Infektionen infolge des Eingriffs sind extrem hoch. Werkzeuge sind Rasierklingen, Messer aus Stahl oder Stein, Scheren, Glasscherben, Deckel von Konservendosen oder kleine Bambusstücke. Schätzungen zufolge sind weltweit zwischen 100 und 157 Millionen Frauen und Mädchen von der weiblichen Beschneidung betroffen. Jedes Jahr kommen etwa zwei Millionen Mädchen hinzu. Es werden also pro Tag etwa 6000 Mädchen beschnitten. Die Beschneidung bei Mädchen kann derjenigen bei Jungen nicht gleichgesetzt werden (es würde heißen, Hoden und Penis zu entfernen). Die weibliche Infibulation wird als genitale Verstümmelung bezeichnet. Die Verbreitung der FGM deckt sich weitgehend mit der Verbreitung des Islam, ist aber keineswegs völlig überlappend. Im Koran gibt es keine Vorschrift zur Beschneidung von Mädchen und Frauen. In einer Arbeit aus Nigeria wird berichtet, dass in den Küstenstaaten besonders Angehörige der christlichen Pfingstgemeinden ihre Töchter beschneiden lassen. Aus dem mittleren Osten und aus Indonesien wird ebenfalls über Fälle von FGM berichtet. Einwanderer und Flüchtlinge haben die FGM nach Europa, Kanada, Australien, Neu Seeland und die USA gebracht. HIV und Hepatitis Übertragung im Zusammenhang mit der Verstümmelung (Benutzen eines einzigen Instruments für mehrere Mädchen), sowie ein erhöhtes Risiko einer HIV Übertragung bei Geschlechtsverkehr, die zu blutigen Verletzungen des vernarbten Introitus führen, sind die Folge. Unmittelbar nach dem Eingriff kann es zu schweren, immer wiederkehrenden Blutungen kommen, Infektionen und Schock. Außerdem treten Schädigungen an Harnröhre und After, Nerventumore, Vernarbungen, Tetanus, Blasenentzündungen, Blutvergiftungen und Hepatitis B auf. Als Langzeitschäden sind chronische und wiederkehrende Harnröhren-, Blasen- und Beckenentzündungen, die zu Sterilität, Zysten und Abszessen an der Vulva führen können, schmerzhafte Neurome, Steine in Blase und Harnröhre, Nierenschäden, Infektionen der Fortpflanzungsorgane, Beckeninfektionen, Unfruchtbarkeit, fortschreitende Narbenbildung, Dermoidzysten, Probleme beim Urinieren, Dysmenorrhö, Stauungen von Menstruationsblut in der Bauchhöhle, Frigidität und Depressionen zu nennen.

Bisher kam es in Afrika nur vereinzelt in Ägypten, Burkina Faso, Ghana und Kenia zu Verurteilungen. Auch wenn nach einer gesetzlichen Regelung Genitalverstümmelung verboten ist, erweist sich dies in der Praxis als kaum oder gar nicht durchsetzbar. Sei es, dass es in den lokalen Dorfgemeinschaften keine Kenntnis von einem überregional geltenden Verbot gibt, sei es, dass die Vorschriften trotz Kenntnis ignoriert werden. In einigen Fällen hatte die Anwendung der Strafrechtsnorm sogar schreckliche Konsequenzen: In einem Gebiet in Kenia brachten zwei Mädchen, unterstützt von der Mutter, den Vater vor Gericht. Er wurde verurteilt. Erbost reagierten Mitglieder einiger Gemeinschaften in der nahen Umgebung. 600 Mädchen wurden daraufhin gewaltsam verstümmelt (Zeitungsbericht im East African Standard vom 6. Juni 2001).
Bis vor kurzem hatte die Mehrheit der über eine Billion Muslime dieser Welt kaum von der weiblichen Beschneidung, im folgenden FGM genannt, gehört. Sobald dieses Thema international in den Medien bekannt wurde, reagierten viele Muslime mit Abscheu, einfach jede mögliche Verbindung dieser Praxis und der Religion des Islam von sich weisend.
Im Juli 1997 wurde das Verbot von weiblicher Genitalverstümmelung in Ägypten gekippt. Dieses Ereignis wurde von einigen muslimischen Personen, besonders Sheikh Youssef al-Badri, einem ausgesprochenem Antragsteller der weiblichen Genitalverstümmelung, gefeiert.
„Islam ist eine Religion, die die Unversehrtheit des Menschen  garantiert - in Körper und Seele. Weibliche Genitalbeschneidung verletzt diese Unversehrtheit, und beleidigt Gott, den Schöpfer, dessen Schöpfung keiner Verbesserung bedarf.
Der Koran als ein Text, der hauptsächlich allgemeine Handlungsanweisungen bietet (mit einigen spezifisch ausgedrückten Verfügungen und Gesetzen), spricht das Thema der Beschneidung, sei es bei Männern oder Frauen, nicht an.
Hingegen nimmt der Koran Bezug auf die sexuelle Beziehung in einer Ehe als eine gegenseitige Befriedigung, die als eine Gnade Gottes (Swt) angesehen wird. Verschiedene Aussagen des Propheten Muhammad heben die Wichtigkeit des Gebens und Empfangens von Freude/Vergnügen durch Intimität zwischen einem Mann und seiner Ehefrau hervor.
Im Alter von fünf Jahren hat Waris Dirie die Qualen der Beschneidung erlebt - ein Ritual, an dessen Folgen ihre Schwester und zwei Cousinen gestorben sind. Waris Dirie wuchs in einer Nomadenfamilie in der somalischen Wüste auf. Mit 13 lief sie fort, weil sie nicht den Mann heiraten wollte, den ihr der Vater zugesprochen hatte. Sie floh zu Verwandten nach Mogadischu und arbeitete vier Jahre als Hausmädchen bei ihrem Onkel in London.
Mit 18 wurde Waris Dirie in London als Model entdeckt. Heute lebt sie mit ihrem kleinen Sohn in New York und engagiert sich als Sonderbotschafterin der UNO gegen die Beschneidung von Frauen. Die Nomadin, die zu den erfolgreichsten Models der Welt gehört, wurde zur Anwältin von Millionen schweigender Opfer.
Als 5jährige wurden ihr die Augen verbunden und ein Stück Holz zwischen die Zähne gesteckt, um die Schreie zu ersticken. Mit einer alten blutverschmierten Rasierklinge ging die “Beschneiderin“ ans Werk. „Dann spürte ich wie mein Fleisch, meine Geschlechtsteile, fort geschnitten wurden. Ich hörte den Klang der stumpfen Klinge, die durch meine Haut fuhr. Es gibt keine Worte, die den Schmerz beschreiben könnten. Es ist als ob dir jemand ein stück Fleisch aus dem Oberschenkel reißt oder dir den Arm abschneidet, nur dass es sich dabei um die empfindsamsten Teile deines Körpers handelt. Ich rührte mich keinen Zentimeter, denn ich wusste, dass es kein Entrinnen gab. Herr im Himmel - lass es rasch vorüber sein betete ich, dann verlor ich das Bewusstsein. Als ich aufwachte, dachte ich, ich hätte es hinter mir, doch da begann erst der schlimmste Teil. Meine Augenbinde war weggerutscht, und ich sah, dass die Mörderin eine Sammlung Dornen des Akazienbaums neben sich aufgehäuft hatte. Mit den Dornen stach sie Löcher in die Haut, durch die sie einen festen, weißen Zwirn schob, um mich zuzunähen. Meine Beine waren mittlerweile völlig taub, doch der Schmerz in meiner Scheide war so furchtbar, dass ich nur noch sterben wollte. An diesem Punkt bricht meine Erinnerung ab.“ Nach dem Eingriff folgen qualvolle Wochen, welche die Mädchen liegend und mit zusammengebundenen Beinen verbringen, damit die Wunde nicht wieder aufreißt. Unsagbare Schmerzen bereitet das Harnlassen durch das „winzige Loch in der Größe eines Streichholzkopfes“ (Dirie). Als Beweis ihrer Jungfräulichkeit bleiben die Mädchen bis zur Eheschließung zugenäht. „Außer einer Narbe, die in der Mitte entlang lief wie ein Reißverschluss, war dort nur ein völlig glattes Stück Haut. Und der Reißverschluss war eindeutig zugezogen. Mein Geschlecht war versiegelt, unzugänglich wie hinter einer Steinmauer, und kein Mann konnte in mich eindringen, bis mich mein Ehemann in meiner Hochzeitnacht mit einem Messer aufschnitt oder sich mit Gewalt Einlass verschaffte.“ 
Die hohe Müttersterblichkeit in Afrika ist direkt auf die vorherrschenden Verstümmelungspraktiken zurückzuführen = 50% aller geburtsbedingten Sterbefälle. Die langwierige Geburt kann bei den Babies zu Gehirnschäden und zum Erstickungstod führen. Bei der Entbindung ist es Gang und Gäbe, dass die Gebärende ihre Infibulationsnarbe selber aufschneidet und sich nach der Niederkunft selbst zunäht.
Der erste Geschlechtsverkehr kann nur nach monatelanger, äußerst schmerzhafter Dehnung der Öffnung erfolgen, die nach der Verstümmelung freigelassen wurde. In einigen Fällen ist es sogar notwendig, sie vor dem Verkehr wieder aufzuschneiden.
Eine Studie, die im Sudan durchgeführt wurde, ergab, daß 15% der Frauen wieder aufgeschnitten werden mussten. Frisch verheiratete Frauen werden durch die ungeschickten Schnitte ihrer Ehemänner oft schwer verletzt. Das Risiko einer HIV-Infektion während des Geschlechtsverkehrs ist für alle Opfer der Genitalverstümmelung erhöht.
Während der Geburt besteht das Risiko, daß das vernarbte Gewebe von exzisierten Frauen reißt. Infibulierte Frauen, deren Genitalien eng verschlossen sind, müssen aufgeschnitten werden, um das Kind zur Welt bringen zu können. Wenn dann kein Helfer zur Stelle ist, reißt der Damm oder das Kind kann tot zur Welt kommen.
Nach der Geburt werden Frauen oft wieder zugenäht, damit sie eng genug für ihre Männer sind. Durch das ständige Aufschneiden und Wiederzunähen der Genitalien bei jeder Geburt, kann das Gewebe im Genitalbereich sehr stark vernarben.
Die wirtschaftliche und soziale Abhängigkeit der Frauen von Männern und die ausschließlich männliche Definition sexueller Erfüllung bilden den Hintergrund für die Aufrechterhaltung von FGM-Praktiken. In vielen Ländern, in denen Beschneidungen durchgeführt werden, spricht sich die Regierungen „offiziell“ gegen die Verstümmelung weiblicher Genitalien aus, in einigen Ländern ist FGM gesetzlich verboten. Frankreich, Kanada und die USA gewähren Frauen, die aus Ländern stammen, in denen weibliche Genitalverstümmelung häufig auftritt, politisches Asyl. In Ägypten empfahl der Gesundheitsminister in einer Resolution, dass die teilweise Klitorisentfernung, durchgeführt von Ärzten, an die Stelle der extremeren Eingriffe treten solle. Auch im Sudan und in Kenia existieren gesetzliche Verbote. FGM stellt aber einen integralen Bestandteil der dortigen Gesellschaft dar. Die Gesetze bewirkten zunächst einen Aufschwung der Verstümmelungspraxis im Untergrund. Oft wurden verblutende Mädchen nicht mehr zum Arzt gefahren. Wenn die Gesetze von Kolonialmächten verabschiedet wurden, formierten sich oft starke Gegenbewegungen.
Die weibliche Genitalverstümmelung ist keineswegs nur auf primitive Stämme beschränkt und im Aussterben begriffen, im Gegenteil: sie wird auch von der Mittelschicht und in den Städten praktiziert und breitet sich in Afrika immer weiter aus. Tendenziell werden immer drastischere Prozeduren anstelle der milden bevorzugt; die Operationen (früher bei Eintritt ins Erwachsenenalter) werden an immer jüngeren Mädchen, auch an Säuglingen, vorgenommen, da diese nicht so starken Widerstand leisten können.
In Wirklichkeit geht es immer um die Unterdrückung weiblicher Sexualität und Fruchtbarkeit. Frauen, die sich oder ihre Töchter den Verstümmelungen entziehen wollen, müssen mit massiven Repressalien bis hin zur Entziehung der Existenzgrundlage rechnen. Die Genitalverstümmelung gilt als zentrale Voraussetzung für die Ehe und sichert die Ehre der Familie und die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Deshalb ist es bei Aufklärungskampagnen wichtig, angesehene Personen an einem Ort zu überzeugen, die dann als Multiplikatoren/innen wirken können. Wichtig ist vor allem die Einbeziehung der Beschneiderinnen in diesen Prozess und die Bereitstellung anderer Einkommen schaffender Möglichkeiten für sie.
Die Vereinten Nationen haben 1993 in einem internen Dokument die genitale Verstümmelung als Gewalt gegen Frauen verurteilt. Im März 1997 erließen sie ein Gesetz, das es den entsprechenden Ländern erschwert, Geld von der Weltbank und vom IWF zu bekommen. Das Gesetz verpflichtet die US-Vertreter in diesen Gremien, sich gegen Kredite für solche Länder stark zu machen. Wichtiger wäre es jedoch, dafür zu sorgen, daß die Gelder in die richtigen Hände geraten, also auch Frauen zugute kommen.
WHO, UNICEF, UNFPA, Amnesty International, Terre des Femmes sind einige der großen Organisationen, die sich mit der Problematik beschäftigen. Von besonderer Bedeutung ist vor allem die Arbeit der afrikanischen NRO, die sich, auch in Zusammenarbeit und mit Unterstützung von westlichen Organisationen, für die Beendigung der weiblichen Genitalverstümmelung einsetzen. Das Thema FGM wird in einigen Staaten zunehmend öffentlich diskutiert und ist auch ein politisches Thema. Einflussreiche afrikanische Frauen nutzen ihre Stellung, um die Abschaffung der FGM zu unterstützen.
Im senegalesischem Dorf Malicounda erkannten 1997 die betroffenen Frauen, die bisher schwiegen oder das Ritual verteidigten, die schlimmen Folgen der weiblichen Beschneidung.
In einer Dorfversammlung wurde beschlossen, dass kein Mädchen mehr beschnitten werden darf. Einige Monate später schlossen sich insgesamt 100 Dörfer an. In manchen Ländern Afrikas veränderte sich die Haltung der Menschen gegenüber der weiblichen Beschneidung. In Kenia wird seit 1996 im Ort Tharaka Nithi eine „ Beschneidung durch Worte“, „Ntanira na mugambo“, durchgeführt. Das Projekt wurde vom „Programm für geeignete Gesundheitstechnologie“ ins Leben gerufen. Zuerst waren es 30, inzwischen sind es schon 300 Mädchen, an denen dieses Ritual durchgeführt wird. In sieben Tagen Abgeschiedenheit erklären die Mütter ihren Töchtern, woraus ein weiblicher Unterleib besteht, wie Verhütung und Schwangerschaft funktionieren und welche Aufgabe eine Frau im Leben erwartet. Am Ende werden die Mädchen bei einem großen Fest mit Wildblumen geschmückt und beschenkt. So werden sie in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen.
In Uganda, bei dem bäuerlichen Stamm der Sabiney gibt es ähnlich positive Erfahrungen: Ein alternatives Ritual erspart den Mädchen die Genitalverstümmelung. In Uganda wird diese Einweihung der Mädchen inzwischen sogar durch den Ältestenrat unterstützt und hat deshalb gute Aussichten, weitere Kreise zu ziehen und gesellschaftlich mehr und mehr akzeptiert zu werden. Das Projekt in Uganda gewann den UN-Populations-Preis. Das alles sind kleine Projekte, die Mut machen.
„Der Matrismus stellt die früheste, originäre und angeborene Form menschlichen Verhaltens und gesellschaftlicher Organisation dar. Eine systematische Sichtung archäologischer Funde und historischer Dokumente deutet auf eine anfängliche Entwicklung des Patrismus um 4000 v.Chr. hin. Auf das weibliche Jungfräulichkeitstabu besteht jede Kultur, die einen patriarchalen hohen Gott verehrt, sowie die mittels Strafen und Erzeugung von Schuldgefühlen erzwungenen arrangierten Ehen. Die Erwartung, Schmerzen auszuhalten, Gefühle zu unterdrücken und männlichen Autoritätsfiguren unkritischen Gehorsam in allen Lebensfragen entgegenzubringen, zählt zu den zentralen Aspekten solch repressiver sozialer Strukturen. Sie schließen die Kontrolle über das Verhalten des Kindes und der Erwachsenen mit ein und werden gewöhnlich von jedem einzelnen, ungeachtet ihrer schmerzvollen, lustfeindlichen oder gar lebensbedrohlichen Konsequenzen, aktiv unterstützt und kritiklos als gute, charakterbildende Erfahrungen verteidigt, die Teil der Tradition sind. Tatsächlich aber werden alle neurotischen, psychotischen, selbst zerstörerischen und sadistischen Züge menschlichen Verhaltens, so argumentierte Reich, von eben solchen schmerzhaften und repressiven sozialen Einrichtungen erst hervorgerufen und kommen dann in einer Fülle von sowohl verdeckten, unbewussten als auch überaus deutlichen und offensichtlichen Formen zum Ausdruck. Peinigende und lustfeindliche Rituale und soziale Institutionen kamen und kommen in den meisten, aber keineswegs allen historischen und heutigen Kulturen vor. Es gibt beispielsweise einige Ethnien (leider in der Minderzahl), die weder ihren Babies und Kindern bewusst oder unbewusst Schmerzen zufügen, noch die sexuellen Interessen von Kindern oder Erwachsenen unterdrücken. Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß es sich hierbei außerdem um gewaltlose Gesellschaften mit stabilen, monogamen Familienstrukturen und freundlichen, liebevollen sozialen Beziehungen handelt. Der ethnographische Kulturvergleich hat ergeben, daß es extrem schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist, eine gestörte, gewalttätige Gesellschaft ausfindig zu machen, die ihren Nachwuchs nicht traumatisiert und sexuell unterdrückt. Unabhängig davon hat eine systematische Überprüfung der Schilderungen von kriegerischen, autoritären und despotischen Zentralstaaten in der historischen Literatur weltweit die oben beschriebenen Zusammenhänge zwischen Kindheitstraumata, Sexualunterdrückung, Männerherrschaft und Gewaltbereitschaft bestätigt (DeMeo 1985, Kap. 6 & 7 aus 1986). Viele Aspekte des Patrismus geraten mit der Natur des Säuglings und Kindes in Konflikt und führen zum Teil zu einem klaren Anstieg von Erkrankungen und Sterblichkeitsraten bei Müttern und Kindern. Zu betonen ist, daß die meisten patristischen Gesellschaften neben schmerzvollen und lustfeindlichen Eigenschaften in einem bestimmten Zeitraum ihrer Geschichte zutiefst psychopathologische Institutionen zur sozial gebilligten, organisierten Entladung mörderischer Rage gegenüber Frauen und Kindern besaßen (wie z.B. Ritualmorde an Kindern, Witwen, sogenannten Hexen oder Prostituierten), während gleichzeitig die aggressivsten, sadistischsten und grausamsten Männer vergöttert wurden (Totalitarismus, Gottkönigtum). Selbst einige zeitgenössische Kulturen weisen diese Merkmale entweder in voll entwickelter Form oder in Überresten auf, was wiederum ganz bestimmte geographische Implikationen hat. Bestimmte Hinweise auf Matrismus und friedliche soziale Zustände sind beispielsweise schon früher in den tiefsten archäologischen Ausgrabungsschichten mancher Regionen festgestellt worden, die außerdem einen Übergang zu späteren gewaltvollen, männerdominierten Bedingungen zeigten. Obgleich einige Wissenschaftler von diesen Funden entweder nichts wissen, dazu tendieren, sie zu ignorieren oder aber ihre Bedeutung nicht wahrhaben wollen, dokumentiert eine wachsende Anzahl von Studien bedeutende gesellschaftliche Veränderungen in frühen Zeiten, von friedlichen, demokratischen und gleichberechtigten, zu gewaltsamen, von Männern beherrschten und kriegerischen Verhältnissen (Bell 1971; Eisler 1987a, 1987b; Huntington 1907, 1911; Gimbutas 1965, 1977, 1982; Stone 1976; Velikovsky 1950, 1984). Die geographischen Gesichtspunkte dieser Erkenntnisse sind besonders aufschlussreich, wie eine systematische globale Auswertung ergab (DeMeo 1985, Kap. 6 & 7 aus 1986): die in den archäologischen Schichten gefundenen Veränderungen wiesen weltweit ganz bestimmte Muster auf. Entweder wandelten sich ganze Regionen innerhalb desselben Zeitraums vom Matrismus zum Patrismus oder der Übergang zum Patrismus erfolgte kontinuierlich über mehrere Jahrhunderte hinweg von einem Ende eines Kontinents zum anderen. Von erheblicher Bedeutung war die Entdeckung, daß die frühesten dieser kulturellen Transformationen in ganz bestimmten Gegenden der Alten Welt stattgefunden hatten (insbesondere in Nordafrika, im Nahen Osten und in Zentralasien), und zwar einhergehend mit umwälzenden Umweltveränderungen, von relativ fruchtbaren Bedingungen zu Wüsten um ca. 4000 bis 3500 v.Chr. Außerhalb dieser neu entstandenen Wüstengebiete trat der Patrismus im Allgemeinen später in Erscheinung und lässt sich zeitlich in Verbindung bringen mit Völkerwanderungen aus den ariden in die angrenzenden fruchtbaren Territorien. Eine Reihe traumatischer Faktoren stehen insbesondere mit der harten Lebensweise in Wüsten und Dürregebieten in Verbindung. Die Kulturen der Alten Welt waren eindeutig patristischer als diejenigen Ozeaniens oder der Neuen Welt. Darüber hinaus finden sich die Regionen mit den radikalsten Ausprägungen in einem riesigen zusammenhängenden Verband, der sich von Nordafrika über den Nahen und Mittleren Osten bis nach Zentralasien erstreckt. Von immenser Bedeutung ist hierbei der Umstand, daß eben dieses Territorium in geographischer Hinsicht heute die extremsten, ausgedehntesten und trockensten Wüstengebiete der Welt umfasst. Ein wichtiges Beispiel stellt die Verwendung eines bestimmten Rückentragegestells bei den Nomadenvölkern Zentralasiens dar, das für das Baby zur doppelten Qual von Schädelverformung und immoblisierendem Festeinwickeln des ganzen Körpers führte. Die kulturelle Institution der Schädeldeformation beim Säugling verschwand um die Wende zum 20. Jahrhundert, doch das kokonartige Einwickeln scheint zwischen Osteuropa und Ostasien bis heute üblich zu sein. Als die Wüstenbildung in Zentralasien voranschritt, entwickelte sich das Herumziehen von einem Ort zum anderen zu einer relativ dauerhaften Lebensweise. Die archäologischen Funde weisen darauf hin, daß Schädeldeformation und immobilisierendes Festwickeln in diesen Regionen schließlich ein institutionalisierter Bestandteil der Kindererziehung wurden (DeMeo 1986, S. 142-152; Dingwall 1931; Gorer & Rickman 1962). Sie stiegen sogar zum Erkennungmerkmal sowie beliebten sozialen Einrichtung dieser Völker auf und blieben selbst bestehen, nachdem die nomadische zugunsten einer sesshaften Existenz aufgegeben worden war. Weitere folgenreiche Gepflogenheiten wie männliche und weibliche genitale Verstümmelung (Beschneidung, Infibulation) haben ihren geographischen Schwerpunkt und Ursprung im großen Wüstengürtel der Alten Welt. Die klar strukturierten Verbreitungsmuster auf der Weltkarte des menschlichen Verhaltens deuten darauf hin, daß sich der Patrismus einst innerhalb Saharasias entwickelte und später durch Völkerwanderungen in fruchtbarere Regionen exportiert wurde. Wie Dutzende archäologische und paläoklimatische Studien belegen, war der große Wüstengürtel des heutigen Saharasia vor 4000 bis 3000 v.Chr. eine teilweise bewaldete Grassavanne, bewohnt von großen und kleinen Tieren wie Elefanten, Giraffen, Nashörnern und Gazellen, während Nilpferde, Krokodile, Fische, Schnecken und sonstige Weichtiere in den Flüssen und Seen gediehen. Heute ist dasselbe Territorium in Nordafrika, im Mittleren Osten und in Zentralasien größtenteils extrem trocken und oft ohne jegliche Vegetation. Einige der nun ausgetrockneten Becken Saharasias beherbergten einst mehrere hundert Meter tiefe Seen, und die durch die Canyons und Wadis flossen beständig Wasserläufe (DeMeo 1986, Kap. 6). Archäologischer Funde aus der Zeit vor 4000 v.Chr., wie z.B. die behutsame und sorgfältige Bestattung unabhängig vom Geschlecht der Toten mit relativ gleichwertigen Grabbeigaben, sexuell realistische weibliche Statuetten sowie einfühlsame Felsmalereien und Töpferkunst, deren Darstellungen Frauen, Kinder, Musik, Tanz, Tiere und die Jagd, betonen matristische Verhältnisse. In späteren Jahrhunderten durchliefen einige dieser friedlichen matristischen Kulturen eine technologische Entwicklung zu großen, unbefestigten Agrar- und Handelsstaaten, insbesondere auf Kreta, im Industal und in Teilen Zentralasiens. Archäologische Beweise für gesellschaftliches Chaos, Kriege, Sadismus und Brutalität, treten erst in jüngeren Ausgrabungsschichten ziemlich anschaulich zu Tage, nachdem Saharasia ausgetrocknet war. Diese spätere Fundlage umfasst: Kriegswaffen, Schichten mit zerstörten Siedlungen, massive Befestigungsanlagen, männlichen Herrschern gewidmete Tempel- und Grabbauten, Schädeldeformation bei Säuglingen, rituelle Ermordung von Frauen in den Grabstätten von zumeist älteren Männern, rituelle Opferung von Kindern in den Fundamenten von Gebäuden sowie Massengräber mit verstümmelten und achtlos durcheinander geworfenen Leichen. Ferner lässt sich anhand von Architektur, Grabbeigaben und -anlagen das Vorhandensein von Kastensystemen, Sklaverei, extremen gesellschaftlichen Hierarchien, Polygamie und Konkubinat ableiten. Stil und Inhalt der Kunstwerke der späteren, trockenen Epochen verändern sich ebenfalls und zeigen nun schwerpunktmäßig berittene Krieger, Pferde, Streitwagen, Schlachten und Kamele. Darstellungen von Frauen, Kindern und des alltäglichen Lebens verschwinden. Ehemals naturalistische Statuetten und Abbildungen von Frauen werden gleichzeitig abstrakt, unrealistisch oder gar grimmig und verlieren ihren vormals freundlichen, hegenden bzw. erotischen Charakter, oder sie werden gänzlich durch Statuen männlicher Götter oder Gottkönige ersetzt. Die Qualität der Kunstgegenstände in der Alten Welt verfiel in jener Zeit ebenso wie der Architekturstil, später folgten dann kriegerische und phallische Motive sowie die Monumentalbauweise (DeMeo 1986, Kap. 6 & 7). Extreme Wüstenbildung und Traumatisierungen durch Hungersnöte sabotierten nachhaltig das ursprünglich matristische Sozialgefüge und förderten die Entwicklung patristischer Verhaltensweisen und gesellschaftlicher Institutionen. Der Patrismus verschlimmerte und intensivierte sich in der Folge durch weiträumiges Verlassen der Heimat, Anpassung an das Nomadenleben und die Konkurrenz um knappe Wasserressourcen. Siedlungen entlang des Nil, an Euphrat und Tigris sowie in den feuchteren Hochlandregionen der Levante, Anatoliens und Irans wurden von Völkern überfallen und erobert, die aus dem immer weiter austrocknenden Arabien bzw. Zentralasien kamen, und kurze Zeit später entstanden an ihrer Stelle neue despotische Staatswesen.. Alle diese neuen tyrannischen Zentralstaaten gewannen an Macht und unterwarfen, was immer an nomadischen Hirtenstämmen noch in der ausdörrenden Steppe lebte. Einige der despotischen Staatswesen fielen regelmäßig in die fruchtbaren, an Saharasia angrenzenden Gegenden ein, um ihr Territorium zu vergrößern. Entweder sie eroberten die dort ansässigen Völker oder, wenn dies misslang, veranlassten sie zu Verteidigungsmaßnahmen, die aus dem nachfolgenden Auftauchen von Befestigungsanlagen, Waffentechnik und einem Zwischenstadium des Patrismus ersichtlich sind. Andere Imperien in Saharasia verschwanden schließlich aus dem Blickfeld der Geschichte, als die Trockenheit sich verschlimmerte und ihnen die Existenzgrundlage nahm (DeMeo 1985, Kap. 6 aus 1986). Der Patrismus trat in den fruchtbareren Nachbarregionen erst in Erscheinung, nachdem er sich im austrocknenden Kernland von Saharasia entwickelt hatte. Je weiter die Dürre innerhalb Saharasias um sich griff und seine Bewohner darauf zunehmend mit Panzerung und Patrismus reagierten, desto häufiger brachten Wanderungsbewegungen diese Menschen in Kontakt mit friedlicheren Völkern in den regenreicheren Grenzgebieten. In immer stärkerem Maße nahmen diese Auswanderungswellen den Charakter massiver Invasionen an. In den angrenzenden Regionen verankerte sich der Patrismus nicht aufgrund von Dürrekatastrophen und Hungertraumata, sondern durch die Vernichtung der ursprünglich matristischen Bevölkerung und ihre Ersetzung durch die patristischen Eroberer bzw. vermittels aufgezwungener Übernahme der patristischen gesellschaftlichen Institutionen der Invasoren. Europa wurde beispielsweise ab 4000 v.Chr. nacheinander von den sogenannten Streitaxt-Völkern (oder Kurgans), den Skythen, Sarmaten, Hunnen, Mongolen, Arabern und Türken überfallen. Sie alle nahmen die Gelegenheit wahr, das Land mit Krieg zu überziehen, zu erobern, zu plündern und Europas Wesensart damit immer mehr in Patrismus zu verwandeln. Die europäischen Völker verloren schrittweise ihren matristischen Charakter. Die westlichsten Länder mit dem größten Abstand zu Saharasia, insbesondere die Britischen Inseln und Skandinavien, entwickelten patristische Institutionen am spätesten und in abgeschwächterer Form als der Mittelmeerraum oder Osteuropa, welche unter intensiverem Einfluss Saharasias standen. Am anderen Ende der Alten Welt, in den fruchtbareren Regionen Chinas, konnten sich friedliche matristische Verhältnisse ebenfalls behaupten, bis um etwa 2000 v.Chr. die ersten extrem patristischen zentralasiatischen Eroberer kamen, die Shang und die Chou. Nachfolgende Invasionen der Hunnen, Mongolen und anderer verstärkten dann den Patrismus in den Feuchtgebieten Chinas. Die japanische Kultur blieb aufgrund ihrer Isolierung durch die Chinesische See und die Koreanische Meerenge etwas länger matristisch, bis um ca. 1000 v.Chr. die ersten patristischen Volkstämme vom asiatischen Festland einfielen, wie z.B. die Yayoi. In Südasien brachen die friedvollen, überwiegend matristischen Siedlungen und Handelsstaaten des Industals unter dem Druck zunehmender Trockenheit und patristischer Kriegernomaden aus Zentralasien um 1800 v.Chr. zusammen. Der Patrismus breitete sich daraufhin in Indien aus und verschärfte sich in den folgenden Jahrhunderten infolge hunnischer, arabischer und mongolischer Invasionen. Der Matrismus überwog außerdem in Südostasien bis zum Beginn anwachsender patristischer Einwanderungswellen, sowohl zu Wasser als auch zu Land, aus den patristischen Despotenstaaten Chinas, Indiens, Afrikas und schließlich aus den islamisch geprägten Ländern. In Afrika südlich der Sahara deutet die archäologische Beweislage darauf hin, daß der Patrimus erstmals mit der Ankunft verschiedener einwandernder Völker aus dem Norden in Erscheinung trat, ungefähr zur selben Zeit, als Nordafrika austrocknete und verlassen wurde. In späteren Zeiten verschlimmerten pharaonische, karthagische, griechische, byzantinische, bantu, arabische, türkische und schließlich die Einflüsse des europäischen Kolonialismus den Patrismus in Afrika (DeMeo 1985, Kap. 6 aus 1986). Die geographischen Muster dieser Völkerwanderungen, Eroberungen und Besiedelungsstrukturen sind ausgesprochen auffällig. Nach 4000 v.Chr. kristallisieren sich zwei große patristische Kernzonen aus den Daten heraus, zum einen in Arabien und zweitens in Zentralasien, den Herkunftsregionen der Semiten bzw. Indoarier. Sie waren zudem die ersten Bereiche Saharasias, die auszutrocknen begannen. In die Beobachtungen bezüglich der Wanderungsbewegungen patristischer Völker lässt sich auch die Ausbreitung des Patrismus auf dem Seeweg nach Ozeanien und möglicherweise sogar bis in die Neue Welt einbeziehen. Es ist signifikant, daß die Weltkarte des menschlichen Verhaltens Patrismus in Amerika hauptsächlich bei Kulturen identifiziert, die entlang der Küsten lebten bzw. deren Vorfahren einst patristische Staaten in den Küstenregionen errichtet hatten. Ferner ist von Bedeutung, daß diese frühen patristischen Völker des amerikanischen Kontinents mit jenen identisch sind, denen andere Wissenschaftler aufgrund von Materialverarbeitung, Kunsthandwerk und Linguistik eine präkolumbianische Verbindung mit patristischen Seefahrern der Alten Welt zuschreiben. Trotzdem könnte eine begrenzte Form des Patrismus infolge eines Saharasia-ähnlichen Dürre- Hungersnot- Auswanderungsmechanismusses auch unabhängig in Ozeanien und der Neuen Welt entstanden sein, beispielsweise in den Wüsten Australiens, im trockenen Great Basin Nordamerikas oder in der Atacama-Wüste (DeMeo 1986, Kap. 7).
 Die angeborenen Anteile menschlichen Verhaltens beschränken sich auf die lustorientierten Aspekte des Lebens und sozialer Interaktion, denen ganz bestimmte Vorteile für Überleben und Gesundheit des wachsenden Kindes innewohnen und die zum Erhalt der Gemeinschaft beitragen.
Es sind die matristischen Verhaltensweisen und sozialen Institutionen, welche das Bonding zwischen Mutter und Neugeborenem begünstigen und behüten, das Kind in seinen verschiedenen Entwicklungsstufen befürsorgen sowie die spontan zwischen Mädchen und Jungen entstehenden Lust- und Liebesregungen fördern und schützen. Aus diesen lustvollen biologischen Impulsen gehen weitere sozial kooperative Tendenzen und lebensbewahrende, lebensverbessernde gesellschaftliche Einrichtungen hervor.
Angesichts des hier vorgestellten neuen Beweismaterials läßt sich der Patrismus mit seinen kindesmißhandelnden, frauenverachtenden, sexualunterdrückenden und zerstörerisch-aggressiven Merkmalen am besten und einfachsten als eine kontraktive emotionelle und kulturelle Reaktion auf die traumatischen Hungerbedingungen erklären, welche mit der Austrocknung Saharasias um 4000 v.Chr. erstmals in Erscheinung traten; eine Reaktion, die sich in der Folge mit Hilfe der Migrationen der betroffenen traumatisierten Völker und ihrer veränderten sozialen Institutionen aus der Wüste heraus ausbreitete.“Foto

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen