Freitag, 13. Dezember 2013

Umwelt

Japan und die Atomkraft

Die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki gedenken am 6./9. August der Opfer der Abwürfe zweier US-amerikanischer Atombomben auf Japan. Die Angriffe 1945, die Schätzungen zufolge über 200.000 Tote gefordert hatten, jähren sich an diesen beiden Tagen zum 67. Mal.

In Japan werden die Gedenkfeiern knapp eineinhalb Jahre nach der Kernschmelze von Fukushima auch im Zeichen des Protestes gegen den Atomstrom stehen. Seit dem Erdbeben und dem anschließenden Tsunami, die am 11.03.2011 zur Kernschmelze im Atomkraftwerk von Fukushima führten, wird auf breiter Ebene und kontrovers über die zivile Nutzung der Atomkraft diskutiert. Japan, das seinen Strom zuvor zu 30% aus Nuklearreaktoren gewonnen hatte, nahm nach der Katastrophe alle 50 Atomkraftwerke vom Netz, das letzte davon im Mai. Japan war damit erstmals seit 1970 wieder ohne Atomstrom.

Nachdem Atomlobby und Regierung vor Stromausfällen gewarnt hatten, wurden Anfang Juli zwei Kraftwerke wieder hochgefahren. Als Reaktion darauf kam es in Tokio zu einer Demonstration mit über 100.000 Teilnehmern. Weitere Proteste folgten.

Laut einer Umfrage des Pew Research Centers im Juni sind 70% aller Japaner dafür, die Abhängigkeit von der Atomkraft zu reduzieren. Eine parlamentarische Untersuchungskommission hatte festgestellt, dass die Katastrophe in Fukushima vermeindbar gewesen wäre. [... Wer's glaubt ... und - die Atomkraft gehört nicht reduziert, sondern gänzlich abgeschafft!]

Infolge des Erdbebens der Stärke 9 traf der Tsunami mit einer Höhe von bis zu 23m auf die ostjapanische Küste.



 Die Bevölkerung war über das bevorstehende Desaster überhaupt nicht informiert worden, wie man aus folgendem Video sehen kann … Autos fahren, Menschen sind auf der Straße und ahnen nichts … und dann die große Flucht vor den Fluten …




 Die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki 1945


SOFORTIGE ABSCHAFFUNG ALLER ATOMKRAFTWERKE WELTWEIT FÜR UNS

- FÜR UNSERE KINDER -

FÜR DEREN NACHFAHREN !!!

INVESTITIONEN SEITENS ALLER STAATEN WELTWEIT

NUR IN DIE ERNEUERBAREN ENERGIEN

UND DAS SO SCHNELL UND KONSEQUENT WIE MÖGLICH !!!

SOFORTIGER STOPP DER ATOMVERSUCHE WELTWEIT !!!

Kein einziges Wesen in der Schöpfung macht Dinge, um die eigene Existenz zu gefährden, nur der Homo “sapiens sapiens”, der Mensch!

Die Politiker, Ökonomisten, Entscheidungsbefugten, von uns selbst gewählt, haben große Fehler gemacht und unsere Existenz und die Existenz des Planeten in große Gefahr gebracht!
Denken wir darüber nach …!

Atommüll-Endlager Weltweit –


Auslandsjournal ZDF 21.10.2009



Atomtests weltweit

 

Atomkraftwerke weltweit

Warum wohl so viele Menschen, und Kinder schon teilweise nach der Geburt aus ‘unerklärlichen Gründen’ an Krebs erkranken, daran sterben ???

Verseuchte Luft, verseuchtes Wasser, verseuchte Böden und Lebensmittel + alle anderen vom Menschen verursachten Missstände!

 

Die schwersten Zwischenfälle in Atomkraftwerken bisher:
Kanada, Dezember 1952: In einem Reaktor in Chalk River bei Ottawa kommt es zu einer schweren Explosion. Der Reaktorkern wird bei einer partiellen Kernschmelze zerstört.
Russland, September 1957: In einer Wiederaufbereitungsanlage in Kyschtym explodiert ein Tank mit radioaktiven Abfällen. Dabei werden große Mengen an radioaktiven Substanzen freigesetzt.
Großbritannien, Oktober 1957: Im Kernreaktor in Windscale – ab 1983 Sellafield genannt – wird nach einem Brand eine radioaktive Wolke freigesetzt, die sich über Europa verteilt.
Großbritannien, Juli 1973: Wieder kommt es in der Wiederaufarbeitungsanlage Windscale zu einer schweren Explosion, bei der ein großer Teil der Anlage kontaminiert wird.
Deutschland, Januar 1977: Kurzschlüsse in zwei Hochspannungsleitungen führen im Atomkraftwerk Gundremmingen in Bayern zu einem Totalschaden. Das Reaktorgebäude ist mit radioaktivem Kühlwasser verseucht.
USA, März 1979: Maschinen- und Bedienungsfehler führen im Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg zum Ausfall der Reaktorkühlung, die eine partielle Kernschmelze und die Freisetzung von radioaktiven Gasen zur Folge hat.
Sowjetunion, April 1986: Kernschmelze im Atomkraftwerk Tschernobyl. Das Ausmaß der Folgen ist bis heute unklar. Fachleute geben die Zahl der zu erwartenden Toten mit zwischen 4000 und 100.000 an. 4000 Menschen erkrankten infolge des Unfalls an Schilddrüsenkrebs.
Japan, September 1999: In einem Brennelementewerk in der Stadt Tokaimura setzt nach einer unvorschriftsmäßigen Befüllung eines Vorbereitungstanks eine unkontrollierte Kettenreaktion ein. Starke radioaktive Strahlung tritt aus.
Tschechien, Oktober 2000: Das umstrittene Atomkraftwerk Temelin geht ans Netz. Bis Anfang August 2006 werden von der Anlage fast hundert Störfälle gemeldet.
Deutschland, Dezember 2001: Eine Wasserstoffexplosion verursacht im Atomkraftwerk Brunsbüttel einen Störfall. Der Reaktor wird erst auf Drängen der Kontrollbehörden im Februar 2002 zur Inspektion vom Netz genommen.
Schweden, Juli 2006: Nach einem Kurzschluss wird im Kernkraftwerk Forsmark einer von drei Reaktoren automatisch von der Stromversorgung getrennt. Der Reaktor wird heruntergefahren.
Deutschland, Juli 2009: Der Reaktor Krümmel in Schleswig Holstein wird nach einem Kurzschluss im Maschinentransformator per Schnellabschaltung vom Netz genommen. Ein baugleicher Transformator war Ende Juni 2007 nach einem Kurzschluss in Brand geraten.
Japan, März 2011: Im Atomkraftwerk Fukushima fällt nach einem schweren Erdbeben die Kühlanlage aus, Stunden später kommt es zu einer schweren Explosion, ein Indiz für eine mögliche Kernschmelze.
WELTWEIT
1940 – 1949
Los Alamos, New Mexico, Vereinigte Staaten
21. August 1945 Harry K. Daghlian Jr. arbeitete auf dem Omega-Gelände der Atomwaffenfabrik in Los Alamos und erzeugte eine prompt überkritische Anordnung, als er versehentlich einen Wolframcarbid-Klotz auf einen etwa 6 kg schweren Plutonium-Kern fallen ließ. Obwohl er das Stück wegstieß, erhielt er bei dem Prompt Burst eine tödliche Strahlendosis und starb am 15. September. (INES: 4)
Los Alamos, New Mexico, Vereinigte Staaten
21. Mai 1946 – In der Atomwaffenfabrik in Los Alamos experimentierte der kanadische Physiker Louis Slotin im Beisein mehrerer Wissenschaftler mit demselben Plutoniumkern, der in der Folge als „Demon Core“ bezeichnet wurde, und zwei Halbkugelschalen aus Beryllium, die als Neutronenreflektoren dienten. Slotin hielt die obere Halbkugel durch ein Daumenloch und benutzte, um sie kontrolliert abzusenken, einen Schraubendreher. Als der aus dem Spalt herausrutschte, riss Slotin die Halbkugel fort, erhielt jedoch eine Dosis, an der er am 30. Mai verstarb. (INES: 4)
Hanford Site, Washington, Vereinigte Staaten
1949 – Das Experiment Green Run sah die Freisetzung einer radioaktiven Wolke aus dem militärischen Nuklearkomplex Hanford Site vor. Schätzungen liegen im Bereich mehrerer 100 TBq Iod-131 und noch mehr Xenon-133. Im Normalbetrieb wurden täglich mehrere 10 TBq mittel- und langlebiger Nuklide in den Columbia River entlassen. Das Wissen um die Gesundheitsgefährdung durch radioaktives Jod war damals noch mangelhaft.
1950 – 1959
Chalk River, Kanada
12. Dezember 1952 – Der erste ernste Reaktorunfall ereignete sich im sogenannten NRX-Reaktor in den Chalk River Laboratories in der Nähe von Ottawa, Kanada. Während eines Tests des Forschungsreaktors wurde durch Fehlbedienungen, Missverständnisse zwischen Operator und Bedienpersonal, falsche Statusanzeigen im Kontrollraum, Fehleinschätzungen des Operators und zögerliches Handeln der Reaktorkern bei einer partiellen Kernschmelze zerstört. Dabei warf eine Knallgas-Explosion im Reaktorkern die Kuppel eines vier Tonnen schweren Helium-Gasbehälters 1,2 m hoch, wodurch sie im Aufbau stecken blieb. Durch die Explosion wurden mindestens 100 TBq an Spaltprodukten in die Atmosphäre freigesetzt. Bis zu vier Millionen Liter mit etwa 400 TBq langlebigen Spaltprodukten radioaktiv kontaminiertes Wasser wurden aus dem Keller des Reaktorcontainment in eine sandige Sickergrube gepumpt, um eine Kontaminierung des nicht weit entfernten Flusses Ottawa zu verhindern. Der beschädigte Reaktorkern wurde vergraben. Der spätere US-Präsident Jimmy Carter, damals Nukleartechniker in der Navy, half bei den mehrere Monate dauernden Aufräumarbeiten. Der Reaktor ging zwei Jahre später wieder in Betrieb. (INES: 5)
Idaho Falls, Idaho, Vereinigte Staaten
29. November 1955 – In der National Reactor Testing Station Idaho erlitt der Forschungsreaktor EBR-I eine partielle Kernschmelze. Der Kern aus angereichertem Uran in Verbindung mit 2 % Zirconium schmolz bei Versuchen, die eine schnelle Steigerung der Leistung vorsahen, weil sich Brennstoffröhren verzogen. Durch Verdunstung des Kühlmittels NaK wurde der schmelzende Brennstoff in die Röhren des Kühlsystems transportiert und die Kritikalität unterschritten, wodurch sich der Reaktor selbst abschaltete. Der Reaktorkern war austauschbar angelegt und konnte ersetzt werden, Personen kamen nicht zu Schaden. (INES: 4)
Kyschtym, Sowjetunion
29. September 1957 – Auch bekannt als Unfall von Majak. Die dortige Wiederaufarbeitungsanlage lagerte ihre Abfallprodukte in großen Tanks. Durch den radioaktiven Zerfall der Stoffe entsteht Wärme, weswegen diese Tanks ständig gekühlt werden müssen. Nachdem im Laufe des Jahres 1956 die Kühlleitungen eines dieser 250 m³ fassenden Tanks undicht geworden waren, und deshalb die Kühlung abgestellt wurde, begannen die Inhalte dieses Tanks zu trocknen. Ausgelöst durch einen Funken eines internen Messgerätes explodierten die enthaltenen Nitratsalze und setzten große Mengen an radioaktiven Stoffen frei (INES 6). Da die kontaminierte Wolke bodennah blieb, entsprach die Belastung der Gegend um das russische Kyschtym nahezu der doppelten Menge des Tschernobyl-Unfalls. Da die Kontamination sich auf den Ural beschränkte, schlugen Messgeräte in Europa nicht Alarm (vgl. Tschernobyl-Unfall), wodurch der Unfall 30 Jahre vor der Weltöffentlichkeit geheim gehalten werden konnte. (INES: 6)
Windscale bzw. Sellafield, Großbritannien 2003
7. bis 12. Oktober 1957 – Im Kernreaktor Pile No. 1 in Windscale bzw. Sellafield heizten Techniker den Reaktor an, um die so genannte Wigner-Energie aus dem als Moderator dienenden Graphit zu glühen. Bei dem Reaktor handelte es sich um einen von zwei luftgekühlten und graphitmoderierten Reaktoren. Sie wurden mit Natururan betrieben und dienten dazu, Plutonium für Atomwaffen herzustellen. Sie wurden durch einen von riesigen Lüftern erzeugten Luftstrom gekühlt. Am Morgen des 7. Oktober 1957 wurde der Reaktor kontrolliert heruntergefahren und die Luftkühlung abgestellt. Der Reaktor wurde danach im unteren Leistungsbereich wieder angefahren. Die Techniker stellten einen Temperaturabfall anstelle eines Temperaturanstiegs fest. Um die Wigner-Energie schneller abführen zu können, wurde der Reaktor am nächsten Tag in einen nicht erlaubten Leistungsbereich gefahren. Die Techniker saßen allerdings einem Trugschluss auf: Im normalen Betrieb traten die Temperaturspitzen an ganz anderen Orten auf als während des Ausglühens. An diesen Orten befanden sich jedoch keine Messfühler, und so begann der Graphit dort, zunächst unbemerkt, zu brennen. Die Luftfilter hielten dem Feuer nur kurze Zeit stand, danach konnte die Radioaktivität ungehindert durch die Abluftkamine nach außen gelangen. Blaue Flammen schlugen aus dem hinteren Bereich des Reaktors. 750 TBq gelangten in die Atmosphäre. Das Feuer brannte vier Tage und verbrauchte einen Großteil des Graphitmoderators. Den Technikern gelang es nur, einen Teil der Kernbrennstäbe aus dem brennenden Bereich des Reaktors zu stoßen. So schlugen sie eine Feuerschneise, indem sie benachbarte Stäbe herausstießen. Als letzte Konsequenz wurde der Reaktor mit Wasser geflutet. Diese Flutung war sehr gefährlich, denn das Wasser hätte durch die hohe Temperatur zu Knallgas aufgespalten werden können. Dies hätte zu einer Explosion geführt. Glücklicherweise erstickte das Wasser jedoch das Feuer. Große Mengen radioaktiver Gase entwichen in die Atmosphäre. Diese waren vor allem Iod, Krypton und Xenon. Die Milcherzeugung in einem Gebiet von 520 km² wurde verboten. Bald nach der Zerstörung des Reaktors 1 durch den Unfall wurde Reaktor 2 ebenfalls stillgelegt, als man erkannte, dass eine sichere Abführung der Wigner-Energie konstruktionsbedingt unmöglich ist. Die Demontage der abgeschalteten Reaktoren wurde 1993 begonnen und soll 2012 abgeschlossen werden. Der Unfall wird später für Dutzende von Krebstoten verantwortlich gemacht. (INES: 5)
Los Alamos, New Mexico, Vereinigte Staaten
30. Dezember 1958 – Ein Kritikalitätsunfall ereignete sich bei der Extraktionsarbeit mit einer plutoniumhaltigen Lösung im Los Alamos Scientific Laboratory in New Mexico. Der Operator starb an akuter Strahlenkrankheit. Nach diesem Unfall wurde bei der Arbeit mit kritischen Massen in den USA endgültig zur Verwendung von Manipulatoren übergegangen. Bis dahin war trotz der Kritikalitätsunfälle in den 1940er Jahren Handarbeit im Umgang mit Plutonium verbreitet. (INES: 4)
Simi Valley, Kalifornien, Vereinigte Staaten
26. Juli 1959 – Im Santa Susana Field Laboratory in Kalifornien, das einen natriumgekühlten Schnellen Brüter mit 7,5 MWe betrieb, ereignete sich in diesem Reaktor aufgrund eines verstopften Kühlkanals eine 30-prozentige Kernschmelze. Der Großteil der Spaltprodukte konnte abgefiltert werden. Die radioaktiven Gase wurden jedoch weitestgehend an die Umwelt freigesetzt, was in einer der größten Jod-131-Freisetzungen in der Nukleargeschichte mündete. Der Unfall wurde lange Zeit geheim gehalten. (INES: 5–6)
Knoxville, Tennessee, Vereinigte Staaten
20. November 1959 – In der radiologisch-chemischen Fabrik Oak Ridge National Laboratory in Tennessee gab es während der Dekontamination der Arbeitsanlagen eine chemische Explosion. Es wurden insgesamt 15 Gramm 239Plutonium freigesetzt. Dieses verursachte bei der Explosion eine erhebliche Kontaminierung des Gebäudes, der angrenzenden Straßen und der Fassaden von angrenzenden Gebäuden. Man glaubt, dass die Explosion durch den Kontakt von Salpetersäure mit phenolhaltigen Dekontaminierungsflüssigkeiten ausgelöst wurde. Ein Techniker hatte vergessen, einen Verdampfer mit Wasser zu reinigen und so frei von Dekontaminierungsflüssigkeiten zu machen. Flächen, die nicht dekontaminiert werden konnten, wurden mit einer auffälligen Warnfarbe gekennzeichnet oder einbetoniert. Die Behörden von Oak Ridge begannen, im Umgang mit radioaktiv-chemischen Materialien ein Containment zu benutzen. Seither wurden keine weiteren Mitarbeiter verletzt. (INES: 3–4)
1960 – 1969
Idaho Falls, Idaho, Vereinigte Staaten
3. Januar 1961, 21:01 – In der National Reactor Testing Station Idaho wurde bei Wartungsarbeiten der über Weihnachten abgeschaltete Prototyp eines militärischen Siedewasser-Reaktors, der SL-1, für wenige Millisekunden prompt überkritisch. Bevor durch Bildung von Dampfblasen die Reaktivität sinken konnte (siehe Dampfblasenkoeffizient), zerlegten sich schon die Brennelemente des kleinen Reaktorkerns aus hoch angereichertem Uran (ca. 50 %). Die ihm überlagerte zwei Meter hohe Wassersäule prallte mit ca. 9 Metern/Sek.gegen den Reaktordeckel – der Wasserspiegel war für die Wartungsarbeiten etwas gesenkt worden – und ließ den gesamten, 12 t schweren Kessel um fast drei Meter bis zur Geschossdecke emporschnellen, wodurch der Steuerstab wieder vollständig hineingedrückt wurde. Die Feuerwehr, durch Temperatursensoren an der Decke alarmiert, fand zunächst alles friedlich, bis auf die abschreckend hohe Strahlung hinter der Tür zum Treppenaufgang.
Als die drei mit den Wartungsarbeiten betrauten Soldaten vermisst blieben, drang man mit Schutzanzügen zur Arbeitsebene über dem Reaktor vor. Einer der drei Arbeiter war von einer herausschießenden Hülse gepfählt und an die Decke genagelt worden, zwei lagen auf dem Boden. Einer der beiden wurde noch lebend geborgen, erlag aber zwei Stunden nach dem Unfall seiner Kopfverletzung. Selbst nackt strahlte der von Splittern durchsiebte Körper mit fünf Sievert pro Stunde. Weitere Opfer gab es nicht. Die Rettungskräfte waren nach je einer Minute abgelöst worden. 22 von ihnen erhielten Strahlendosen im Bereich von 30 bis 270 mSv. Lediglich 131Iod verbreitete sich über das Betriebsgelände hinaus, stellte in der Wüste aber keine Gefahr dar (INES: 4).
Der SL-1-Reaktor bei seiner Bergung
Von April bis November dauerte die Dekontamination des Gebäudes, an der hunderte jeweils für wenige Minuten beteiligt waren; dann wurde das Druckgefäß herausgehoben und in ein Labor gebracht, wo es fernbedient zerlegt und untersucht wurde. Es sollte geklärt werden, wie der eigentlich damals als inhärent sicher gehaltene Reaktor hatte explodieren können: Nach den Wartungsarbeiten zum Jahreswechsel hätte der zentrale Steuerstab des Reaktors mit seinem Antrieb verbunden werden sollen. Dazu hätte er nur wenig angehoben werden müssen. Die Untersuchungen ergaben aber, dass der Stab weit und mit großer Geschwindigkeit gezogen worden war. Es war bekannt, dass die +-förmigen ‘Stäbe’ in ihren leicht verformbaren Aluminiumhüllen festklemmen konnten. Als alternative Hypothesen wurden Sabotage, Selbstmord und Mord diskutiert.
Das Reaktorgebäude wurde vollständig zerlegt und in der Nähe vergraben, weil ein Transport des hochradioaktiven Materials zur 16 Meilen entfernten Deponie als unnötiges Risiko angesehen wurde. Als Lehre aus diesem Unfall – der bisher einzige Prompt Burst (Leistungsexkursion) in einem US-Kernkraftwerk – wurden keine Reaktoren mehr gebaut, die durch das vollständige Ziehen eines einzigen Steuerstabes prompt überkritisch werden konnten, und es wurden detaillierte Arbeitsanweisungen für den Betrieb und die Wartung erstellt.
Charlestown, Rhode Island, Vereinigte Staaten
24. Juli 1964 – In einer Fabrik für nukleare Brennelemente in Charlestown starb ein Mann an einer tödlichen Strahlendosis, als eine flüssige Uranlösung, mit der er hantierte, kritisch wurde. (INES: 4)
Belojarsk, Sowjetunion
1964–1979 – Von 1964 bis 1979 ereignete sich eine Serie von Zerstörungen an Brennstoffkanälen in Reaktor 1 des Belojarsker KKW. Bei jedem dieser Unfälle wurde das Personal einer erheblichen Strahlenbelastung ausgesetzt. (INES: 4)
Melekess, nahe Nischnii Nowgorod (Gorki), Sowjetunion
7. Mai 1966 – Im Atomic Reactor Research Institute Melekess ereignete sich in einem experimentellen Siedewasserreaktor (VK-Reaktor) eine Leistungsexkursion durch schnelle Neutronen. Der Operator und der Schichtleiter erhielten hohe Strahlendosen. (INES: 3–4)
Monroe, Michigan, Vereinigte Staaten
5. Oktober 1966 – Eine Fehlfunktion des Natrium-Kühlsystems im Enrico Fermi demonstration nuclear breeder reactor (schneller Brüter) am Ufer des Eriesees führte zu einer partiellen Kernschmelze, bei der keine Strahlung aus dem Containment austrat. Der Reaktorkern enthielt 105 aus Zirconium-verkleideten Stiften bestehende Brennelemente. Der Unfall wird einem Stück Zirkonium zugeschrieben, das einen Flussregler im Natrium-Kühlsystem blockierte. Das Reaktorgebäude wurde durch Sensoren automatisch isoliert, kein Personal war zu diesem Zeitpunkt im Gebäude. Mitarbeitern gelang es, den Reaktor manuell abzuschalten. Zwei der 105 Brennelemente schmolzen, aber außerhalb des Containments wurde keine Strahlung gemessen. Es wurde aber noch Wochen später eine Rekritikalität befürchtet. Der 60-MWe-Reaktor lief im Oktober 1970 wieder mit voller Leistung. Dieser Vorfall lieferte die Grundlage für die umstrittene Polemik We Almost Lost Detroit von John G. Fuller. (INES: 4)
Lucens, Schweiz
21. Januar 1969 – Beim Versagen des Kühlsystems eines experimentellen Reaktors im Versuchsatomkraftwerk Lucens (VAKL) im Kanton Waadt gab es im Reaktor (der ähnlich wie der NRX-Reaktor aufgebaut war) eine partielle Kernschmelze. Anfang des Jahres 1968 gab es eine Prüfung des mit einer Leistung von 8 MW Energie produzierenden Reaktors. Im April/Mai wurde er in Betrieb genommen, allerdings anschließend bis Januar des nächsten Jahres wieder abgeschaltet. Während dieses Stillstandes lief externes Wasser über eine defekte Gebläse-Dichtung in den Kühlkreis des Reaktors. Die aus Magnesium bestehenden Brennstab-Umhüllungsrohre korrodierten. Als der Reaktor im Januar 1969 wieder in Betrieb genommen wurde, behinderten die Korrosionsprodukte die Kühlung. Der Brennstoff überhitzte und mehrere Brennstäbe schmolzen. Ein ganzes Bündel Brennstäbe geriet in Brand und brachte den Moderatortank zum Bersten. Kohlendioxid (Kühlmittel) und Schweres Wasser (Moderator) traten in die Reaktorkaverne aus. Da die erhöhte Radioaktivität bereits etwas früher gemessen wurde, konnte das Kraftwerk evakuiert und die Kaverne isoliert werden. Es wurde in der Fels-Kaverne anfänglich eine Dosisleistung von ca. 1 Sievert pro Std. Radioaktivität gemessen, wobei eine geringe Menge davon durch “zwei sehr kleine undichte Stellen” in die Umgebung gelangte; einige Tage später wurde der gesamte Gasinhalt der Kaverne “kontrolliert über Filter” in die Umgebung abgegeben. Die radioaktiven Trümmer konnten erst Jahre später aus dem Stollensystem geräumt werden. Die Kaverne enthielt nach wie vor eine Menge radioaktiven Materials, wurde aber so verschlossen, dass vorerst keine Strahlung in die Umwelt gelangen konnte. Die Aufräumarbeiten dauerten bis Mai 1973. Die Trümmer wurden in versiegelten Behältern auf dem Gelände gelagert, bis sie 2003 ins zentrale Zwischenlager in Würenlingen (Zwilag) abtransportiert wurden. (INES: 4–5)
Rocky Flats, Colorado, Vereinigte Staaten
11. Mai 1969 – In einem Container mit 600 t feuergefährlichem Material kam es zu einer spontanen Entzündung von Plutonium. Das Feuer verbrannte 2 t des Materials und setze Plutoniumoxid frei. Durch die Entnahme von Bodenproben im Umfeld der Anlage stellte man fest, dass die Gegend mit Plutonium kontaminiert wurde. Da sich die Betreiber der Anlage weigerten, Untersuchungen einzuleiten, wurden die Proben im Rahmen einer nicht offiziellen Untersuchung entnommen. (INES: 4–5)
1970 – 1979
Windscale bzw. Sellafield, Großbritannien
1973 – In der Wiederaufarbeitungsanlage kam es in einem für Reparaturen entleerten Becken beim Wiederauffüllen mit Wasser aufgrund heißer Radionuklide am Beckenboden zu einer exothermen Reaktion. Hierdurch wurden ein Teil der Anlage sowie 35 Arbeiter radioaktiv kontaminiert. Aufgrund der internen Kontamination und offenbar auch einer gewissen Freisetzung wurde dieser Unfall mit INES 4 eingestuft.
Leningrad, Sowjetunion
6. Februar 1974 – Aufgrund siedenden Wassers ereignete sich ein Bruch des Wärmetauschers im Block 1 des Leningrader KKW. Drei Menschen starben. Hochradioaktives Wasser aus dem Primärkreislauf zusammen mit radioaktivem Filterschlamm wurde in die Umwelt freigesetzt. (INES: 4–5)
Leningrad, Sowjetunion
Oktober 1974 – Im Oktober 1974 ereignete sich eine teilweise Zerstörung des Reaktorkerns in Block 1 des Leningrader KKW. Der Reaktor wurde abgeschaltet. Am nächsten Tag wurde der Kern gereinigt, indem eine Notreserve Stickstoff hindurchgepumpt und durch den Abluftschornstein abgeblasen wurde. Dabei wurden ca. 1,5 Megacurie (55 PBq) an radioaktiven Substanzen an die Umwelt abgegeben. (INES: 4–5)
Belojarsk, Sowjetunion
1977 – Bei einem Unfall schmolzen 50 % der Brennstoffkanäle des Blocks 2 vom Belojarsker KKW, einem Druckröhrenreaktor ähnlich dem RBMK. Die Reparatur dauerte etwa ein Jahr. Das Personal wurde hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt. (INES: 5)
Jaslovské Bohunice, Tschechoslowakei
Februar 1977 – In dem mit einem Druckröhrenreaktor ausgestatteten ersten slowakischen Kernkraftwerk Bohunice A-1 kam es zu einem Unfall: Beim Beladen mit frischen Brennelementen überhitzten einige davon, die Reaktor-Halle wurde kontaminiert (INES: 4). Der Reaktor wurde nach dem Unfall stillgelegt.
Belojarsk, Sowjetunion
31. Dezember 1978 – Im Turbinenhaus des Block 2 vom Belojarsker KKW stürzte eine Deckenplatte auf einen Turbinenöltank und verursachte einen Großbrand. 8 Personen erlitten hohe Strahlendosen beim Organisieren der Reaktornotkühlung. (INES: 3–4)
Three Mile Island, Pennsylvania, Vereinigte Staaten
28. März 1979 – In einem Kernkraftwerk bei Harrisburg führten Versagen von Maschinenteilen und Messsignalen sowie Bedienungsfehler der Mannschaft zum Ausfall der Reaktorkühlung, wodurch es zur partiellen Kernschmelze (50 % des Kerns) und Freisetzung von 90 TBq an radioaktiven Gasen kam. Dieser Unfall ist bis heute der schwerste in einem kommerziellen Reaktor in den USA und wurde von der IAEO mit INES 5 eingestuft.
1980 – 1989
Saint-Laurent, Frankreich
1980 – Das Teil-Schmelzen einiger weniger Brennelemente führte zu einer Kontamination des Reaktorgebäudes (INES: 4). Die beiden ersten in St. Laurent gebauten Reaktoren waren graphitmoderiert und gasgekühlt. Die Notkühlung erfolgte deshalb nicht mit Wasser, sondern mit aus der Werksumgebung angesaugter Luft. Der Reaktor wurde nach Reparaturen noch eine Zeitlang weiterbetrieben. Heute laufen in St. Laurent nur noch zwei Druckwasser-Reaktoren.
Tschernobyl, Sowjetunion
September 1982 – Im Block 1 des KKW Tschernobyl wurde durch Fehler des Personals ein Brennstoffkanal in der Mitte des Reaktors zerstört. Eine große Menge radioaktiver Substanzen wurden über den industriellen Bereich der Kernkraftanlage und die Stadt Prypjat verteilt. Das Personal, das mit der Liquidation der Konsequenzen dieses Unfalls beschäftigt war, erhielt hohe Strahlendosen. (INES: 5)
Buenos Aires, Argentinien
1983 – Durch das Vernachlässigen von Sicherheitsregelungen starb ein Operator während einer Modifikation des Reaktorkerns. Er befand sich nur wenige Meter entfernt und erhielt mit ca. 20 Gy eine tödliche Strahlendosis (INES: 4).
Wladiwostok, Sowjetunion
10. August 1985 – In der Chazhma-Bucht nahe Wladiwostok ereignete sich ein ernster Unfall beim Brennelementwechsel des atomgetriebenen U-Bootes K-431. Beim Wiederaufsetzen des Reaktordeckels kam es durch unsachgemäße Handhabung zu einer spontanen Kettenreaktion. Das Kühlwasser verdampfte schlagartig und der Reaktorkern wurde von der Explosion auf die Pier geschleudert. 29 Menschen erhielten hohe Strahlendosen, weitere 10 Menschen starben an einer tödlichen Neutronendosis. Die radioaktive Wolke erreichte das 55 Kilometer entfernte Wladiwostok nicht, an näher gelegenen Orten sind aber weitere Opfer dieses Unfalles (längerfristige Krebserkrankungen) nicht auszuschließen. (INES: 5)
Gore, Oklahoma, Vereinigte Staaten
6. Januar 1986 – In der Wiederaufarbeitungsanlage Kerr-McGee in Gore, Oklahoma zerbrach ein Zylinder mit nuklearem Material nach unzulässiger Erhitzung. Ein Arbeiter starb, 100 mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. (INES: 2–4)
Tschernobyl, Sowjetunion
26. April 1986 – Bei einem Super-GAU (INES: 7) im Block 4 des Kernkraftwerkes Tschernobyl in der Ukraine kam es zu einer Kernschmelze und in deren Folge zu Explosionen. Große Mengen Radioaktivität wurden durch Freilegung und Brand des Reaktorkernes freigesetzt, die unmittelbare Umgebung wurde stark kontaminiert; darüber hinaus gab es zahlreiche direkte Strahlenopfer unter den Hilfskräften. Der Super-GAU konnte durch Radioaktivitätsmessungen und Fallout in Schweden und anderen europäischen Ländern nachgewiesen werden. Es wurde ein großräumiges Sperrgebiet eingerichtet und das Gebiet evakuiert. Die Anzahl der geschädigten Personen schwankt je nach Studie erheblich. Dass der Unfall bisher (gemäß IAEO) unerwartet wenig Opfer forderte, ist teils darauf zurückzuführen, dass der heftige Graphitbrand große Teile der Radioaktivität direkt und hoch in die Atmosphäre hinauf beförderte sowie der Wind vor der Evakuierung größerer Städte wie Prypjat weitgehend in Richtung bevölkerungsschwächerer Regionen blies.
1990 – 1999
Sewersk, Russland
6. April 1993 – In der Kerntechnischen Anlage Tomsk sind in der Wiederaufarbeitungs-Anlage (vor allem genutzt für die Produktion von waffenfähigem Plutonium) durch einen Unfall große Mengen kurzlebiger radioaktiver Stoffe freigesetzt worden. In Folge wurden einhundert Quadratkilometer im Gebiet Sewersk (auch als Tomsk-7 bekannt) kontaminiert. (INES: 2–4)
Tōkai-mura, Japan
30. September 1999 – In einer Brennelemente-Fabrik in Tōkai-mura (Japan) befüllten Arbeiter einen Vorbereitungstank mit 16,6 kg Urangemisch (statt den vorgeschriebenen 2,3 kg). Daraufhin setzte eine unkontrollierte Kettenreaktion ein und Strahlung trat aus. Die Zahl der Menschen, die erhöhte Strahlendosen erhielten, wird mit 35 bis 63 angegeben. Drei Arbeiter wurden einer besonders hohen Radioaktivität von bis zu 17 Sievert ausgesetzt. Ca. 300.000 Anwohner wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Dieser Unfall wird von offizieller Seite mit INES 4,von einigen Wissenschaftlern aber mit INES 5 bewertet. Der Arbeiter Hisashi Ōuchi, der einer Strahlendosis von mutmaßlich 16 bis 20 Sievert ausgesetzt war, verstarb am 21. Dezember 1999 im Alter von 35 Jahren an Leberversagen. Am 27. April 2000 verstarb mit Masato Shinohara (40) ein weiterer Arbeiter nach langer Krankheit. Er war Strahlung von vermutlich 6 bis 10 Sievert ausgesetzt.
2000 – 2009
Fleurus, Belgien
11. März 2006 – In einer Bestrahlungsanlage zur Herstellung radiopharmazeutischer Produkte beim Institut national des radio-éléments (IRE) wurde aufgrund eines Hydraulik-Versagens eine Kobalt-Quelle aus einem strahlenabschirmenden Wasserbecken gehoben, obwohl kein Bestrahlungsvorgang stattfand und die Tür zum Raum offenstand. Aufgrund des ausgelösten Alarms betrat ein Angestellter den Raum. Während seines Aufenthaltes von nur 20 Sekunden erhielt er eine Strahlendosis von rund 4,6 Sievert, die mittelfristig lebensbedrohlich sein kann (INES 4). (Unfälle in rein medizinischen Anlagen werden gewöhnlich nicht INES-klassifiziert, beim IRE handelt es sich aber um eine kerntechnische Anlage).
seit 2010
Fukushima, Japan
11. März 2011 – Aufgrund von Schäden an Stromversorgung und Kühlsystemen, welche durch das große Tōhoku-Erdbeben vom 11. März 2011 und den darauf folgenden Tsunami verursacht wurden, kam es in drei Reaktoren und zwei Abklingbecken des Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi (Fukushima I) zur Überhitzung der Brennelemente. Es ereigneten sich mehrere Explosionen: Im Block 1 am 12. März, im Block 3 am 14. März und im Block 2 sowie Block 4 am 15. März. Bei diesen Explosionen wurden bei Block 1 und 3 die äußeren Gebäudehüllen stark beschädigt und radioaktives Material freigesetzt. Zudem brachen in den Blöcken 3 und 4 mehrere Brände aus und setzten große Mengen an radioaktiven Stoffen frei. Zur behelfsmäßigen Kühlung wurde in die Reaktorkerne von Block 1, 2 und 3 zunächst Reinwasser, dann mit Borsäure versetztes Meerwasser und letztlich wieder Reinwasser eingepumpt. Auch in die betroffenen Abklingbecken wurde Wasser von außen her nachgeführt.
Seitens der japanischen Regierung wurden in mehreren Schritten Evakuierungsmaßnahmen mit einem Radius von zuletzt 20 km angeordnet, von denen bislang etwa 80.000 Menschen betroffen sind; in einem Umkreis von 30 km wurde den Bewohnern empfohlen, sich nicht ins Freie zu begeben (dies betrifft 200.000 Menschen) und Fenster und Türen geschlossen zu halten; die USA empfahlen wenige Tage nach der ersten Explosion eine Evakuierungszone von 80 km, davon wären ca. 2 Mio. Menschen betroffen gewesen. Später wurde aufgrund gemessener Bodenkontamination ein weiterer Bereich bis 30 km im Nordwesten des Werks evakuiert.
Die Ereignisse in den Blöcken 1 bis 3 wurden von der Japanischen Atomaufsichtsbehörde (NISA) am 18. März 2011 vorläufig der Stufe INES 5 zugeordnet.Von der französischen Atomsicherheitsbehörde Autorité de sûreté nucléaire (ASN) und dem US-amerikanischen Institute for Science and International Security (ISIS) wurden die Vorfälle am 15. März jedoch eher mit Stufe INES 6 bewertet.Am 12. April 2011 stufte die japanische Atomaufsichtsbehörde den Unfall auf die höchstmögliche Stufe 7 hoch.
Nachdem die Reaktorgebäude so weit dekontaminiert waren, dass man sie betreten und die vollständigen Datenaufzeichnungen der Unfälle bergen und auswerten konnte, berechnete der Kraftwerksbetreiber Tepco verschiedene mögliche Abläufe der Kernschmelzen in den Reaktoren 1 bis 3. Nach einem der errechneten Szenarien war der größte Teil der Brennstäbe in Reaktor 1 bereits 16 Stunden nach dem Beben größtenteils geschmolzen, in Reaktor 3 nach 60 Stunden und in Reaktor 2 nach 100 Stunden.
  EUROPA

1942
  • Leipzig: 23. Juni 1942 – Im Labor des Experimental-Physikers Prof. Robert Döpel explodierte eine so genannte Uranmaschine unter Verbrennung des eingesetzten Uranpulvers. Dabei handelte es sich um eine kerntechnische Versuchsanlage, die im Dritten Reich im Rahmen des geheimen Uranprojekts eingesetzt wurde. Es war Wasserstoff entstanden, wie auch im Vorfeld einer Reihe späterer Nuklearunfälle – bis hin zu Fukushima 2011. Obwohl die Ausmaße des Feuers relativ klein waren, dauerten die Löscharbeiten durch die Feuerschutzpolizei zwei Tage. Dabei trugen die Einsatzkräfte keine Atemschutzmasken, wodurch sie radioaktives Material inhalierten. Über gesundheitliche Folgen ist allerdings nichts bekannt, da die Unterlagen im Krieg vernichtet wurden.
1967
 
  • Würenlingen/Schweiz: Der kleine Forschungsreaktor „Diorit“ produzierte ein angeschmolzenes Brennelement, die Reaktorhalle wurde kontaminiert. Später erfolgte davon eine Abwasser-Charge, die dem 40fachen des Normalwertes entsprach. (Quelle: ASK, das heutige Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI)
1969
  • Reaktor Lucens/Schweiz: Im Versuchskernkraftwerk Lucens kommt es zur Explosion von Brennelement Nr.59. Schweres Wasser trat in die Reaktorkaverne aus und kontaminierte diese. Die Aufräumungsarbeiten sollten noch bis 1971 dauern wobei 250 Fässer radioaktiven Mülls entstanden, welche noch bis 2003 auf dem Gelände gelagert wurden und anschließend ins Zwilag abtransportiert wurden.
1972
  • Santa María de Garoña/Spanien: In den Anfangsjahren seines Betriebes verzeichnete dieser Siedewasserreaktor regelmäßig bedeutende Überschreitungen der – seinerzeit noch weniger restriktiv festgelegten – Abgabe-Grenzwerte (Quelle: IAEO)
1974
  • ISCRE (Isotope Création Réacteur), Grenoble/Frankreich: Im August wurden 2500 Curie Radioaktivität durch ein Leck im Reaktorsystem ins Reaktor-Becken freigesetzt. Bei der Ableitung der Kontamination gerieten auch geringere Mengen Aktivität in die Kanalisation der Stadt.
1975
  • Greifswald, DDR: 7. Dezember 1975 – Als ein Elektriker im Kernkraftwerk Greifswald einem Lehrling zeigen wollte, wie man elektrische Schaltkreise überbrückt, löste er auf der Primärseite des Block-Trafos des Blocks 1 einen Kurzschluss aus. Durch den entstehenden Lichtbogen brach ein Kabelbrand aus. Das Feuer im Hauptkabelkanal zerstörte die Stromversorgung und die Steuerleitungen von 5 Hauptkühlmittelpumpen (6 sind für einen Block in Betrieb). Eine Kernschmelze hätte drohen können, da Reaktor 1 nicht mehr richtig gekühlt werden konnte. Das Feuer konnte jedoch durch die Betriebsfeuerwehr schnell unter Kontrolle gebracht und die Stromversorgung der Pumpen provisorisch wieder hergestellt werden. Der Fall wurde erst nach der Wende 1989 im Fernsehen publik gemacht. Sowjetische Stellen informierten bereits wenige Stunden nach dem Zwischenfall die IAEO, die diesen später in INES 3 (Vorläufer zu einem Unfall, hier einem „Station-Blackout“-Schmelzszenario) einstufte.
1977
Der havarierte Block A des KKWs Gundremmingen
  • 13. Januar – Gundremmingen – Bei kaltem und feuchtem Wetter traten an zwei stromabführenden Hochspannungsleitungen Kurzschlüsse auf. Die dadurch eingeleitete Schnellabschaltung führte zu Fehlsteuerungen. Nach etwa zehn Minuten stand im Reaktorgebäude des Block A das radioaktiv belastete Wasser etwa drei Meter hoch und die Temperatur war auf rund 80 °C angestiegen. Anfangs hieß es, der Reaktor werde in einigen Wochen wieder in Betrieb gehen können. Nach dem Störfall gingen die Betreiber von einer zügigen Wiederinbetriebnahme von Block A aus. Wegen der von Politik und Aufsichtsbehörden geforderten Modernisierung der Leit- und Sicherheitstechnik verzichteten die Betreiber allerdings später aus ökonomischen und politischen Gründen auf eine Wiederinbetriebnahme von Block A.(Kategorie A bzw. E)
1978
Am 13. Mai 1978 – Jülich – Ein Störfall der Kategorie C im Jülicher Versuchsreaktor führte zu einer hohen Kontamination des Kühlkreislaufs und des Erdreiches unter dem Reaktor.
  • 18. Juni – Brunsbüttel – Nur zwei Jahre nach Inbetriebnahme traten durch einen Abriss eines Blindstutzens zwei Tonnen radioaktiver Dampf in das Maschinengebäude und in weiterer Folge durch Dachklappen ins Freie aus Trotzdem lief der Reaktor noch über zwei Stunden weiter. Die Betriebsmannschaft hatte das automatische Sicherheitssystem manipuliert, um die Anlage am Netz zu halten. Das KKW Brunsbüttel stand daraufhin mehr als zwei Jahre still.
1979
  • Doel 2/Belgien: Der Bruch eines Dampferzeuger-Heizrohrs führte zu einer leichten Abgabe von Radioaktivität in die Umgebung. Die Beherrschung dieses Störfalls erfordert vom Personal die korrekte Handhabung komplizierter Prozeduren. Die vier AKW-Blöcke von Doel liegen nur 8 km vor Antwerpen (Quelle: NEA-OECD)
1981
  • La Hague/Frankreich: In der nordfranzösischen Wiederaufarbeitungs-anlage für Kernbrennstoff fielen die beiden Transformatoren für die Stromversorgung aus, und damit alle Elektropumpen, welche die Nachzerfallswärme aus den diversen Brennstoff-Lagerbecken abführen. Da weitere Redundanzen fehlten, musste vorübergehend von Hand eine Notversorgung aufgebaut werden. Weil die Nachzerfallswärme des Brennstoffs in diesem Stadium bereits teilweise abgeklungen ist (degressiver Verlauf), bestand dazu einigermaßen genügend Zeit. Das Vorkommnis wurde mit INES 3 (ernster Störfall) eingestuft.
1982
  • Doel 1 und 2/Belgien: Am 4. August 1982 trat nach Ausfall des 380-kV-Netzes und starken Spannungs-Schwankungen im Reservenetz in den beiden ältesten Doel-Blöcken der Notstrom-Fall ein. Vier Dieselgeneratoren starteten, konnten aber wegen Fehlern die zum Kaltfahren nötige Versorgung nicht gewährleisten. Als letzte Reserve trat in beiden Reaktorblöcken ein strom-unabhängiges, vom Dampf der Nachzerfalls-Wärme angetriebenes Kühlsystem in Aktion, bis nach ca. einer Stunde die Stromversorgung wieder hergestellt war.
1986
  • Mühleberg/Schweiz: Im Tschernobyl-Jahr nahm ein unabhängiger Physiklehrer Dosis-Messungen in der Umgebung des AKW Mühleberg vor. Zu seinem Erstaunen waren die Messwerte eines Tages ungewöhnlich hoch. Der Betreiber musste einen Filterschaden einräumen, der zu Freisetzungen bis knapp unterhalb des Grenzwertes führte. Angeblich haben weder Betreiber noch Aufsichtsbehörde HSK diese Freisetzung registriert. Die Werte sind noch heute (unbek. Datum) etwas erhöht.
  • 4. Mai – Hamm-Uentrop – Im Kernkraftwerk THTR-300 Hamm-Uentrop traten radioaktive Aerosole aus. Zerbrochene Kugelbrennelemente verstopften Rohre der Beschickungsanlage, und man versuchte, sie mit hohem Gasdruck freizublasen. Weitere Versuche hatten zur Folge, dass sämtliche verklemmten Kugeln zerbrachen und Teile der Anlage verbogen wurden. Messgeräte waren zum Zeitpunkt des Vorfalls abgeschaltet, so ist über die genauen Mengen nichts bekannt. Der Reaktor wurde vorübergehend abgeschaltet. Am 1. September 1989 wurde die Stilllegung des THTR-300 aufgrund von Unstimmigkeiten über die weitere Finanzierung beschlossen
  • La Hague, Frankreich: 21. Mai 1986 – In der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague wurden 5 Arbeiter bei einem Unfall einer Strahlendosis ausgesetzt. (INES: 2–3)
  • 12. September – Geesthacht – Auf dem Gelände des Kernkraftwerks Krümmel wurde an verschiedenen Stellen eine alarmierend hohe Radioaktivität gemessen. Ein Störfall im Kraftwerk ereignete sich aber nachweislich nicht. Ab Ende 1989 trat Leukämie signifikant höher in der Region auf. Derzeitige Studien befassen sich vor allem mit dem nahegelegenen Forschungsreaktor Geesthacht.
1987
  • 16. Dezember – Biblis – Störfall im Block A des KKW Biblis. Beim Anfahren des Reaktors klemmte ein Ventil, das eine Anschlussleitung an dem unter 150fachem Atmosphärendruck stehenden Reaktorkreislauf absperren muss, und blieb offen. Erst nach 15 Stunden nahm das Betriebspersonal die aufleuchtende Warnlampe ernst, man hielt die Ansteuerlogik der Lampe für defekt. Das Personal fuhr den Reaktor nicht sofort herunter, sondern öffnete ein zweites, redundantes Sicherheitsventil, um das verklemmte Ventil durchzuspülen und so zu schließen. Das Ventil schloss nicht und 107 Liter radioaktiven Kühlwassers liefen in den Ringraum. Das Sicherheitsventil schloss Sekunden später. Der Störfall kam erst nach einem Jahr durch einen Artikel in einer amerikanischen Fachzeitschrift (Nucleonic Weeks) an die Öffentlichkeit, wurde jedoch vom Betreiber fristgerecht an die Behörde gemeldet, die wiederum selbst keine Pressemitteilung veröffentlichte. Der Störfall wurde später gemäß der Skala INES als Stufe 1 (Störung) eingestuft. Nach dem Störfall haben die Hersteller Abhilfe geschaffen: Mit der Nachrüstung einer Druckentlastungsarmatur zwischen Erst- und Zweitabsperrung (also den besagten Ventilen) dieser Anschlussleitungen wird nach Versagen der Erstabsperrung mittels Druckentlastung ins Containment ein Versagen der Zweitabsperrung und damit ein Bypass verhindert.
1989
  • Krško/Slowenien (Jugosl.): Als korrekte Reaktion auf eine betriebliche Störung öffnete ein Ventil zur Druckentlastung des Reaktor-Kreislaufs druckbedingt. Nach Abbau der Druck-Transiente blieb es (wie vor dem Kernschmelz-Unfall 1979 in Three Mile Island) unvorgesehen in offener Stellung stecken. Aufgrund des damit verbundenen Kühlwasser-Verlustes schaltete sich die Notkühlung automatisch zu (sie wurde – hier im Gegensatz zu T.M.I. – vom Personal nicht irrtümlich wieder abgeschaltet). Nach ca. 15 Min. schloss sich das Ventil doch noch und die Notkühlung hatte den Reaktor-Kreislauf einigermaßen nachgefüllt. Leicht radioaktives Wasser war nach dem Störfall aus dem Containment-Sumpf zu entfernen, durch Abgabe in den benachbarten Fluss (Quelle: SKI-Report IRS)
  • Vandellòs 1, Spanien: Durch ein Feuer im Kernkraftwerk Vandellòs wurden die Sicherheitssysteme stark in Mitleidenschaft gezogen. Es kam aber zu keinem schwereren Unglück, der Vorfall wurde mit INES 3 (Ernster Störfall) eingestuft Vandellòs 1 wurde in der Folge durch politischen Entscheid der spanischen Regierung definitiv stillgelegt.
1990
  • Leibstadt/Schweiz: Beim Anfahren dieses Reaktors – an der deutschen Grenze gelegen – wurde nach drei Stunden bei einer Leistung von 20 % bemerkt, dass die Schnellabschaltung bei Anforderung nicht funktionieren würde. Der Reaktor wurde mit den Steuerstab-Motoren langsam heruntergefahren. Die Behörde HSK klassierte den Vorfall mit INES 2.
1992
  • Dessel/Belgien: In der größten europäischen Fabrik zur Herstellung von MOX-Brennelementen (Uran-Plutonium-Mischoxid) ereignete sich ein Unfall: Ein Brennstab brach und MOX-Staub wurde freigesetzt. Dies führte bei mindestens einem Beschäftigten zu Plutonium-Einatmung. Plutonium ist radiotoxisch (Quelle: Öko-Institut).
1993
  • Loviisa 2/Finnland: Im WWER-Reaktorblock russischer Bauart brach eine Speisewasser-Leitung vom Durchmesser 0,5 Meter (Quelle: STUK)
  • Bugey/Frankreich Bei mehreren Reaktoren dort wurde an den Deckel-Durchführungen der Steuerstäbe massive Bor-Korrosion entdeckt. Die Aufsichtsbehörde sprach von einem gravierenden Problem. Es wurde später auch in Fessenheim gefunden. Alle betroffenen Reaktorbehälter-Deckel wurden in der Folge ausgewechselt.
1994
  • Dukovany/Tschechien: Der Fehler eines Elektrikers beim Netz-Unterhalt führte zur Abkopplung aller vier Reaktorblöcke vom Netz. Zwei der Blöcke erreichten nach Lastabwurf Eigenbedarfs-Produktion, die anderen zwei verfehlten diese Prozedur und mussten nach Schnellabschaltung von ihren Notstrom-Dieselgeneratoren versorgt werden. Dabei startete einer der Diesel nicht automatisch und musste vor Ort manuell in Gang gesetzt werden. Daneben gab es noch eine große Zahl kleinerer Fehlfunktionen (Quelle: SKI-Report IRS)
  • Im März 1994 brannte in Biblis A innerhalb des Containments der Motor einer Hauptkühlmittelpumpe, weil es aufgrund eines bei Wartungsarbeiten in dem Motor vergessenen Meißels zu einem Kurzschluss gekommen war.
1995
  • Trillo/Spanien: Bei Inspektionen wurde festgestellt, dass die Hälfte der Stränge der Sumpf-Rezirkulation der Notkühlung mit Fremdkörpern blockiert waren. Gemäß der Behörde CSN handelte es sich um Fehldispositionen bei der acht Jahre zurückliegenden Bauphase, womit auch die Lieferfirma Siemens-KWU in der Verantwortung stand (Quelle: NRC- NUREG 0933)
1996
  • Oskarshamn 1/Schweden: Bei dieser Anlage musste der Kernmantel wegen eines Risses in dessen Rundnaht von nahezu Umfanglänge ausgewechselt werden. Der Kernmantel ist Bestandteil der Einbauten des Reaktorbehälters. Sein Bruch könnte die Schnellabschaltung des Reaktors unmöglich machen. (Quellen: IAEO, SKI)
  • Kernkraftwerk Borssele/Niederlande. Am 21. November 1996 kam es zu einem Störfall der Stufe 2 (INES).
1998
  • Doel oder Tihange/Belgien: Belgien ist eines der wenigen westeuropäischen Länder, das wie die USA seine Störfälle mit Hilfe von sog. Vorläufer-Analysen auf die Risikorelevanz hin untersucht. Dabei verwendet die Aufsichtsbehörde AVN auch die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Gravierendstes Vorkommnis seit 1997 war in einem nicht näher umschriebenen Block der KKW-Standorte Doel oder Tihange ein kompletter kürzerzeitiger Ausfall der Komponenten-Kühlung. Viele der Betriebs- und Sicherheitssysteme sind für ihr Funktionieren auf Kühlung durch andere Systeme (die ausgefallenen) angewiesen, was die Tragweite dieses Störfalls veranschaulicht.
1999
  • Blayais/Frankreich: Im vier Blöcke umfassenden KKW Blayais unweit von Bordeaux am Atlantik führte der Sturm Lothar zu einer Überflutung des Areals und zu einem teilweisen Ausfall der externen Stromversorgung. Zwei Blöcke mussten mit Hilfe der Notstrom-Dieselaggregate heruntergekühlt werden. Zudem wurde ein Teil der Notkühl- und Komponentenkühl-Pumpen überflutet und wäre bei Anforderung nicht einsatzfähig gewesen (Quellen: EDF, ASN)
2000
  • Grafenrheinfeld: Am 26. Juni 2000 kam es im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld zu einem Zwischenfall der Stufe 1 der INES. An fünf von acht Steuerventilen, die ein Jahr zuvor eingebaut worden waren, wurden technische Mängel festgestellt.
  • 5. Juli – Grafenrheinfeld – Im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld kam es zu einem Brand des Motors der Hauptkühlmittelpumpe, die in unmittelbarer Nähe des Reaktordruckgefäßes sitzt. (Kategorie N)
 
2001
KKW Brunsbüttel
  • August – Philippsburg – Im Kernkraftwerk Philippsburg übersah die Bedienmannschaft beim Anfahren von Block 2, dass das Notkühlsystem nicht die Anforderungen des Betriebshandbuches erfüllte. Das Notkühlsystem reichte aus um den kalten und unkritischen Reaktor zu kühlen. Nach Wiederanfahren des Reaktors wurde das Notkühlsystem so weit wie es die Grenzwerte fordern ertüchtigt. Allerdings kam es dabei zum unten genannten Störfall. Die Kühlflüssigkeit, die in den Flutbehältern (Notkühlsystem) des Kernkraftwerks gepuffert wird, unterschritt die zulässige Borkonzentration. Betroffen waren drei der vier vorhanden Behälter. Aufgrund dieser Vorkommnisse verloren der Kraftwerksleiter und zwei Vorstandsmitglieder des Betreibers EnBW ihre Posten. (Kategorie S und INES 2)
  • 14. Dezember – Brunsbüttel – Schwerer Zwischenfall im Kernkraftwerk Brunsbüttel. Wie erst einige Monate später bekannt wurde, hatte sich eine Wasserstoffexplosion in direkter Nähe zum Reaktordruckbehälter ereignet. Die Zuleitung der Kühlung des Reaktordeckels mit 100 mm Durchmesser zerriss dabei auf einer Länge von 2 bis 3 Metern. Es bestand das Risiko, dass Splitter am Splitterschutz vorbei das Containment beschädigten. Der Betreiber HEW versuchte den Vorfall weitestgehend zu verschleiern. Zum Beispiel wurde er lediglich mit der Bezeichnung „spontane Dichtungsleckage“ an das zuständige Ministerium gemeldet. Erst nach zwei Monaten gelang es den Aufsichtsbehörden unter heftigem Streit mit dem Betreiber, das „Leck“ bei abgeschaltetem Reaktor zu besichtigen, wobei das Ausmaß des Störfalles entdeckt wurde. Wäre der Reaktor gleich nach der Explosion vorschriftsmäßig abgeschaltet worden, hätte der Betreiber zu Beginn des Winters für mehrere Millionen Euro Ersatzstrom zukaufen müssen.
2002
  • Tihange, Belgien. Am 22. November 2002 ereignete sich im Block 2 ein Störfall (INES 2). Obwohl der Reaktor zu dieser Zeit heruntergefahren und nicht mehr kritisch war, produzierte der Reaktor aufgrund der Nachzerfallswärme immer noch Wärme, die wie im Leistungsbetrieb durch das Zirkulieren des Kühlmittels im Primärkreislauf abgeführt wird. Durch einen Test wurde fälschlicherweise ein Sicherheitsventil des Druckhalters geöffnet, wodurch der Druck im Primärkreislauf in kürzester Zeit von 155 bar auf 85 bar fiel. Der hohe Druck im Primärkreislauf während des Betriebs bewirkt, dass das Wasser auch bei hoher Temperatur nicht siedet, sondern im flüssigen Aggregatzustand verbleibt. Sinkt der Druck jedoch, verringert sich die Siedetemperatur des Wassers und es geht in den gasförmigen Zustand über. Dann kann die Nachzerfallswärme der Brennelemente nicht mehr abtransportiert werden und es besteht die Gefahr einer Kernschmelze. In diesem Fall jedoch wurden aufgrund des rapiden Druckabfalls mehrere Sicherheitssysteme aktiviert, die Wasser in den Reaktor einspeisten und so die Brennelemente weiter kühlten. Das fälschlicherweise geöffnete Überdruckventil wurde wegen Kommunikationsproblemen erst nach drei Minuten wieder geschlossen.
2003
  • Paks/Ungarn: 10. April 2003 – Beim Reinigen von Brennstäben im Block 2 des Kernkraftwerks Paks wurde deren Umhüllung beschädigt. Dabei trat radioaktives Gas aus, das einen „Ernsten Störfall“ (INES-Kategorie 3) verursachte. Es wurde niemand bei diesem Unglück verletzt. Die Messsonden in der Umgebung registrierten jedoch Edelgasbelastungen über den Grenzwerten.
  • Kosloduj 3/Bulgarien: Im Volllast-Betrieb entstand plötzlich ein Primärkreis-Leck an einer Schweißnaht. Die Notkühlung trat in Funktion. Die mittlerweile stillgelegten Blöcke 1 bis 4 konnten hier – im Gegensatz zu den leistungsstärkeren Blöcken 5 und 6 sowie allen westlichen Druckwasser-Reaktoren – einzelne Segmente des Primär-Kreislaufs mit Ventilen absperren. Eine Absperrung wurde vorgenommen, womit der Wasserverlust nach relativ kurzer Zeit gestoppt werden konnte.
  • In Biblis B kam es im März 2003 bei Wartungsarbeiten zu einem Schwelbrand innerhalb des Containments.
2004
  • Vandellòs 2/Spanien: Die Aufsichtsbehörde CSN stellte fest, dass ihr der Betreiber dieses Werks über Jahre eine Leitungskorrosion verschwiegen hatte, welche die Funktionsfähigkeit der Komponenten-Kühlung hätte in Frage stellen können. Hätten die beiden Leitungen ca. gleichzeitig versagt (und nicht nur eine, wie geschehen), wäre der Reaktor kaum noch herunterkühlbar gewesen (INES 2)
  • Balakowo/Russland: In Balakowo kam es am 4. November zu einem Zwischenfall. Der Reaktor wurde heruntergefahren. Nach Angaben des Betreibers Rosenergoatom trat keine Radioaktivität aus.
  • 8. Februar – Biblis – Im Kernkraftwerk Biblis ereignete sich eine Störung, bei der nacheinander mindestens fünf der Stromversorgungssysteme ausfielen. Während eines Sturms gerieten zwei Hochspannungsleitungen in der Nähe des KKW aneinander und verursachten einen Kurzschluss. Daraufhin fiel im Kraftwerk ein Hauptnetzanschluss aus, kurz darauf der zweite. Der Reserveanschluss funktionierte ebenfalls nicht. Die Notstandsstromversorgung von Block A und die Eigenbedarfsversorgung von Block B versagten dann ebenfalls. Somit bestand die Gefahr, dass die Sicherheitssysteme nicht mehr mit Energie versorgt werden konnten. In Folge dieser Ereignisse wurde der Reaktor aus Sicherheitsgründen automatisch heruntergefahren. Die ordnungsgemäß arbeitenden Notstrom-Dieselgeneratoren verhinderten Schlimmeres. In der Vergangenheit standen einzelne dieser vier Notstromaggregate bei regelmäßig wiederkehrenden Prüfungen mehrmals nicht zur Verfügung, jedoch reicht eines aus, um die Aufrechterhaltung der Reaktorsicherheit zu gewährleisten.
  • 27. Juli – Neckarwestheim – Im Kernkraftwerk Neckarwestheim ereignete sich ein Zwischenfall durch menschliches Versagen, bei dem mit zwei Megabecquerel kontaminiertes Wasser aus Block II trotz sofort eingeleiteter Gegenmaßnahmen in den Neckar gelangte. Der Vorfall führte erstmals in der Bundesrepublik dazu, dass die Betreibergesellschaft eines Kernkraftwerks (EnBW) ein Ordnungsgeld (25.000 €) zahlen musste. Ein Betriebsleiter wurde entlassen, weil er sich kritisch geäußert hatte.(Kategorie N und INES 1)
2005
  • Sämtliche KKW/Frankreich: Die Aufsichtsbehörde ASN teilte mit, dass – im Falle eines Lecks im Reaktorkreislauf – bei Verstopfung der Leitungs-Saugsiebe der Notkühlung im Containment-Sumpf (mit Abfällen wie Isoliermaterial oder Lappen) “die Kühlbarkeit des Kerns nicht gewährleistet” sei. INES-Einstufung: 2. Es wurden Verbesserungs-Maßnahmen angekündigt. Dabei ist die Sauberkeit das kleinere Problem; das genannte Isoliermaterial löst sich erst aufgrund eines entstandenen Lecks ab, durch Druckkräfte des austretenden Wasserstrahls.
  • Leibstadt/Schweiz: Im Kernkraftwerk Leibstadt kam es am 28. März 2005 zum Stillstand für fünf Monate. Grund hierfür war ein Schaden am Generator; die Reparaturarbeiten am Generator oblagen nicht der Aufsichtspflicht der HSK (Nukleare Aufsichtsbehörde), da der nukleare Teil des AKW nicht betroffen war.
  • Windscale bzw. Sellafield, Großbritannien: 19. April 2005 – Nach dem schweren Unglück von 1957 und dem Unfall von 1973 gab es 2005 in Sellafield einen weiteren Zwischenfall (INES 3). Nach über 7 Monaten wurde ein Leck in der Wiederaufbereitungsanlage entdeckt, durch das ca. 83.000 Liter einer radioaktiven Flüssigkeit, bestehend aus Salpetersäure, Uran und Plutonium, austraten. Die betroffene Halle wurde massiv kontaminiert, so dass ferngesteuerte Maschinen die Entsorgung der Flüssigkeit vornehmen mussten.
  • Forsmark/Schweden: Aus dem Zwischenlager für schwach und mittelstark strahlenden Abfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark gelangte am 29. Juni 2005 radioaktives Wasser in die Ostsee. In den Gewässern in der Nähe des Kraftwerks wurde das Zehnfache des Normalwerts radioaktiven Cäsiums gemessen. Dies liegt laut schwedischem Strahlenschutzinstitut SSI jedoch noch innerhalb der zulässigen Grenzen. Schuld an dem Leck waren vermutlich korrodierte Blechbehälter mit radioaktivem Abfall.
2006
  • Kosloduj 5/Bulgarien: Während des Herunterfahrens des 5. Blocks am 1. März nach dem Ausfall einer Hauptkühlmittelpumpe blieben ein Drittel aller Steuerelemente in der oberen Position hängen. Zur Abschaltung des Reaktors musste eine Notborierung durchgeführt werden. Der Betreiber hatte den Zwischenfall ursprünglich auf INES Level 0 eingeordnet, aber die Aufsichtsbehörde korrigierte auf Level 2.
  • Forsmark/Schweden: Am 25. Juli 2006 wurde der Reaktor Forsmark-1 nach einem Kurzschluss in der Umspannstation, über die das AKW seinen Strom ans allgemeine Netz abführt, von der Stromversorgung automatisch getrennt. Dies führte zu einem Lastabwurf des Generators und die im Reaktor produzierte Wärme konnte nicht mehr in elektrische Leistung umgesetzt werden. Der Reaktor wurde über eine Schnellabschaltung heruntergefahren. Der Strom für die Steuerung des Kernkraftwerkes und die Speisepumpen, die die Nachzerfallswärme abführen müssen, fiel aus. Er musste ersatzweise durch Diesel-Notstromaggregate bereitgestellt werden. Jedoch konnten zwei der vier Generatoren nicht in das Notstromnetz einspeisen, da sie mit der 500 V Leitung elektrisch verbunden blieben, die jedoch ausgefallen war. Zusätzlich versagte die Stromversorgung für einen Teil der Messgeräte in der Leitwarte. Nach 23 Minuten konnten die beiden anderen Dieselaggregate manuell zugeschaltet werden. Durch diese Zuschaltung konnte der Wasserstand im Reaktor wieder auf Normalniveau angehoben werden. Nach Angaben der schwedischen Strahlenschutzbehörde SKI sei eine akute Kernschmelze zu keiner Zeit des Störfalls zu erwarten gewesen, dennoch hätte es sich um einen sehr ernsten Zwischenfall gehandelt.
2007
  • Leibstadt/Schweiz: Durch irrtümliche Auslösung des automatischen Druckabbau-Systems (DAS) während eines Tests im Normalbetrieb öffneten einige Ventile der Druckentlastung des Reaktorsystems. Das Wasser musste mit der Notkühlung nachgeführt werden (Quellen: IAEO, HSK)
  • Dampierre/Frankreich: Ein ähnlicher Störfall wie in Forsmark: Ausfall von externem Netz einschließlich Reservenetz sowie von einem Notstrom-Dieselaggregat mit 100 % Versorgungs-Kapazität. Das Werk liegt ca. 80 km vor Paris. Der Reaktor wurde mit dem einzigen verbliebenen Diesel (100 %) heruntergekühlt. Dennoch stufte die französische Behörde ASN den Störfall nur mit INES 1 ein. Begründung: Es seien noch die Redundanz-Reserven eigendampf-getriebene Hilfsturbine (sofort einsatzfähig) sowie Gasturbine (deren Synchronisation könne aber Stunden dauern) vorhanden gewesen (Quellen: ASN, IRSN)
  • Penly 2/Frankreich: Beim Wiederhochfahren des Blocks nach der Revision wurde im April nach zwei Tagen bei Tests bemerkt, dass alle Pumpen der Notkühlung während der zwei Tage im Anforderungsfall unverfügbar gewesen wären (Quelle: ASN)
  • Cattenom/Frankreich: Das Werk an der Grenze zum Saarland entließ im Juni Zink in einer Konzentration in die Mosel, die über dem erlaubten Grenzwert lag. Die Jahreslimite sei aber nicht überschritten, schreibt EDF; wobei unklar bleibt, ob es sich um Normal-Zink (Schwermetall) oder um das radioaktive Isotop handelte.
  • Kernkraftwerk Beznau 1/Schweiz: Am 21. August war Block 2 in Jahresrevision. Die blockgemeinsame Reservenetz-Einspeisung war für Wartungsarbeiten abgeschaltet. Zur Kompensation wurde der Notstands-Dieselgenerator des auf Volllast laufenden Blocks 1 im Leerlauf zugeschaltet. Nach Retablierung des Reservenetzes wurde bemerkt, dass dieser Diesel störungsbedingt seine Notstrom-Funktion nicht erfüllt hätte. Gemäß der Behörde HSK hätte theoretisch noch eine Querverbindung zum Notstands-Diesel des abgeschalteten Blocks 2 bestanden, dieser Diesel sei aber ebenfalls in Wartung gewesen. Hätte sich ein Hochwasser wie nur zwölf Tage zuvor eingestellt, hätte auch das Wasserkraftwerk nicht mit genügend Notstrom zur Verfügung gestanden. Bei zusätzlicher Unterbrechung des Hauptnetzes wären KKB 1 zur Verhinderung der Kernschmelze damit nur noch zwei Dieselgeneratoren übrig geblieben, jeder davon mit nur 50 % der erforderlichen Notstrom-Leistung. Auch diese oder die daran angeschlossenen Notkühl-Pumpen könnten eventuell relativ kurzfristig nach Zuschaltung störungsbedingt ausfallen.
  • Vandellòs 2/Spanien: Nachdem die acht spanischen KKW-Blöcke in nur drei aufeinander folgenden Monaten 14 INES-Störfälle verzeichnet hatten, ereignete sich im Dezember in Vandellos noch ein ähnlicher Vorfall, wie oben unter Leibstadt beschrieben. Bei einem Test am laufenden Reaktor waren unvorgesehen einige Abschaltstäbe in den Kern eingefallen. Das habe, schreibt die Aufsichtsbehörde CSN, zu einem Druckabfall im Reaktor-Kreislauf geführt, und damit zur Auslösung der Notkühlung. Der danach erfolgende Druckaufbau führte auch zum Ansprechen von Reaktor-Sicherheitsventilen und Ausströmen von leicht kontaminiertem Kühlwasser in den Containment-Sumpf. Es wurde ein interner Notfall-Voralarm ausgelöst.
  • Kernkraftwerk Philippsburg – Am 7. Mai 2007 wurde der Sicherheitsbehälter nach einer Revision “wegen eines nicht exakt geschalteten Endschalters” nicht richtig geschlossen. Auf beiden Seiten der Personenschleuse stand ein Ventil offen (Kategorie E und INES 1).
  • Kernkraftwerk Unterweser – Gemäß E.ON-Meldung vom Juli stand einer von vier Strängen des Not- und Nachkühlsystems während einer nicht umschriebenen Zeit „nur eingeschränkt zur Verfügung“. Zudem seien an einem zweiten Strang periodisch Reparaturarbeiten durchgeführt worden. Die verbliebenen zwei Stränge (2 x 50 %) hätten aber bei Anforderung auch dann noch eine genügende Kühlleistung für den limitierenden Störfall erbracht. Das BMU ergänzte und kritisierte dann diesen Sachverhalt: Der Fehler im betreffenden Strang sei dem Betreiber über ein Jahr lang bekannt gewesen, aber nicht behoben worden.(Kategorie E und INES 1)
  • 28. Juni – Kernkraftwerk Brunsbüttel – Während Wartungsarbeiten im Umspannwerk außerhalb des Kraftwerksgeländes durch die Firma E.ON entstand beim Einschalten eines neu eingebauten Wandlers aus bis jetzt ungeklärter Ursache ein Kurzschluss. Daraufhin wurde das KKW am 28. Juni 2007 vom Netz getrennt und per automatischer Schnellabschaltung heruntergefahren. Die Abschaltung verlief laut TÜV Nord nicht problemlos. In einer Turbine entstand durch austretendes Öl ein kleiner Schwelbrand. Zudem hätten sich Risse an Abdeckblechen gebildet. Beim Wiederanfahren des Reaktors führte eine Fehlbedienung durch das Personal am 1. Juli zweimal zu Absperrungen im Reaktorwasserreinigungssystem. Bei der Einleitung von Wasser aus dem Reaktor in die Kondensationskammer ist ein Grenzwert überschritten worden. Dieser Grenzwert soll einen Rohrbruch in dem System erkennen lassen und das System dann zur Absperrung leiten, es lag aber kein Rohrbruch vor. Trotz ausdrücklicher Nachfrage der Reaktoraufsicht am 2. Juli beim stellvertretenden Werksleiter habe dieser dieses meldepflichtige Ereignis zunächst verneint, erst am 6. Juli mittags wurde es offiziell gemeldet. (Kategorie N)
  • Kernkraftwerk Krümmel – Auf dem Gelände des KKW begann ebenfalls am 28. Juni 2007 ein Brand an einem Transformator, welcher innerhalb weniger Stunden gelöscht werden konnte. Durch einen Kurzschluss aus nicht geklärter Ursache soll sich Transformatorenöl entzündet haben. Nach Angaben der Behörden bestand keine Gefahr für den Nuklearbereich des Kernkraftwerks. Verletzte hat es nicht gegeben. Der Kernreaktor wurde per Schnellabschaltung heruntergefahren. Die Feuerwehr war mit ca. 80 Einsatzkräften vor Ort, um Maßnahmen gegen den Brand zu ergreifen. Nach Auffassung des für die Atomaufsicht zuständigen Kieler Sozialministeriums sind die Vorgänge sowohl in Krümmel als auch Brunsbüttel „auf jeden Fall meldepflichtig“. Ein Sprecher des Betreibers des KKW Krümmel, Vattenfall Europe, bestritt dies jedoch zunächst für sein Kraftwerk, da das Ereignis außerhalb des Reaktors stattgefunden habe. Später räumte das zuständige Ministerium ein, dass auch der Reaktor sekundär betroffen war. Ein zu schnelles Druckabsenken des Reaktors aufgrund menschlichen Fehlverhaltens – der Reaktorfahrer hatte eine Anweisung seines Vorgesetzten falsch verstanden und zwei Sicherheits- und Entlastungsventile von Hand geöffnet – und „unplanmäßiger Ausfall einer von mehreren Reaktorspeisewasserpumpen“ führte zu einem „schnellen Druck- und Füllstandsabfall im Reaktordruckbehälter“ von 65 auf 20 bar. „Es war trotzdem jederzeit genügend Wasser über den Brennstäben“, sagte ein Ministeriumssprecher. Durch die automatische Zuschaltung eines weiteren Sicherheitssystems konnte der Wasserstands- und Druckabfall ausgeglichen werden. Vattenfall bestätigte die Vorgänge, erklärte aber, man habe das Ministerium „unmittelbar nach dem Brand und der Schnellabschaltung“ über die Auffälligkeiten informiert. Bei der Schnellabschaltung kam es auch zu Problemen mit der Eigenstromversorgung des Kraftwerks und mit der Datensicherung. Des Weiteren gelangten Rauchgase des Brandes durch das Lüftungssystem in den Leitstand, sodass der Reaktorfahrer seinen Dienst nach Öffnung der Ventile vorsorglich nur mit einer Atemschutzmaske fortsetzen konnte. Aufgrund dieser Pannenserie schaltete sich die Atomaufsicht des Bundesumweltministeriums ein. Am 13. Juli 2007 gab es Durchsuchungen durch die Polizei, da Vattenfall mehrfach eine Befragung des Reaktorfahrers verweigert hatte. Einen Durchsuchungsbefehl gab es nach einer Anzeige der taz, es hätte angeblich Verletzte im Leitstand gegeben.
2008
  • Paluel/Frankreich: In einem der vier Blöcke wurden im Februar Fehldispositionen von Isolations-Armaturen vorgefunden, die während mehr als fünf Monaten bestanden. “Dies stellte” schreibt die Behörde ASN “während besagtem Zeitraum die Dichtheit des Containments in Frage, wäre ein Unfall passiert”. Eine Kernschmelze hätte also möglicherweise Freisetzungen zur Folge gehabt.
  • Februar La Hague/Frankreich: Die in dieser Wiederaufarbeitungsanlage behandelten hochaktiven Substanzen setzen laufend explosiven Wasserstoff frei, der bei Reaktion mit Sauerstoff die Gebäudedichtheit, die wesentlich verletzlicher ist als bei westlichen Kernkraftwerken, bedroht. Zur Vermeidung einer Explosion wird die Gebäudeluft durch kontinuierliche Zirkulation von Wasserstoff befreit. Während 3,5 Stunden funktionierte diese Umwälzung nur noch im Normalbetrieb, beide Reserveluft-Stränge waren durch Defekt respektive Instandhaltungs-Arbeiten nicht einsatzfähig. (Quelle: ASN)
  • April Ascó/Spanien: Entdeckung von Radioaktivität aus dem Brennelementegebäude auf dem Werksareal. Die Dosen lagen zwar unterhalb der Grenzwerte, dennoch stufte die Behörde CSN den Vorfall mit INES 2 ein: Der Betreiber hatte Monate lang deutliche Indizien (Auslösung von Aktivitäts-Alarmen) missgedeutet und zuletzt der CSN verharmlosende Daten geliefert.
  • April Flamanville/Frankreich: Im Block 2 wurde gem. der Aufsicht ASN “starke Korrosion” in den Motor-Kühlleitungen beider Notstrom-Dieselaggregate festgestellt. Die Sicherheitsreserven für einen Notstromfall waren daher klein.
  • Mai Cruas 4/Frankreich: Dieser Block befand sich im Revisions-Stillstand mit geöffnetem Reaktor. Plötzlich wurde bemerkt, dass zwei Ventile der Nachwärme-Abfuhr volle vier Tage nur teilweise offen standen, was die Nachzerfalls-Wärmeabfuhr deutlich behinderte. Von einem automatischen Alarm schreibt ASN nichts, es ist somit denkbar, dass das ganze nach diesen vier Tagen erst durch Dampf-Erscheinungen im Reaktor- Flutbecken bemerkt wurde (Anm.: KKW müssen den Brennstoff auch nach dem ersten Abkühlen und Öffnen des Reaktors kühlen, da die Spaltprodukte auch weiterhin, mit degressiver Intensität, zerfallen). Dass offenbar keine ungewöhnlichen Dosen registriert wurden, ist dadurch erklärbar, dass das Reaktorwasser vor dem Runterfahren technisch gereinigt wird.
  • Juni Riwne/Ukraine: Knapp zwei Wochen nach Krško wiederholte sich dasselbe Szenario im ukrainischen Kernkraftwerk Riwne/Rowno. Diesmal berichteten die Medien nur sehr spärlich resp. gar nicht darüber. Das Kraftwerk wurde vorübergehend vom Netz genommen.
  • Juli Eurodif/Frankreich: Am 8. Juli liefen in der Uran-Anreicherungsanlage Eurodif 30 Kubikmeter radioaktive Flüssigkeit aus und gelangten teilweise in umliegende Flussläufe (Quellen: ASN/IRSN)
  • Juli Tricastin/Frankreich: Am 23. Juli wurden bei Wartungsarbeiten im Kraftwerk etwa 100 Menschen radioaktiv kontaminiert, allerdings unterhalb der Dosis-Grenzwerte (Quelle: ASN)
  • Santa María de Garoña/Spanien: Am 15. Juli und am 19. August wurden die beiden Batterie-Systeme des Werks getestet. Deren ermittelte Kapazität war gemäß Behörde CSN ungenügend. Diese Gleichstrom-Systeme erfüllen bei Störfällen diverse Sicherheits-Funktionen, so etwa als Starthilfe für die Notstrom-Diesel oder Anzeige des Reaktor-Zustandes. Problematisch an diesem Ereignis ist vor allem auch, dass nach Feststellung der Fehlfunktion des ersten Systems am 15. Juli das zweite System vom Betreiber nicht sofort, sondern erst am 19. August getestet wurde.
  • Fleurus, Belgien: 25. August 2008 – Im Bereich der Abfallbeseitigung des Instituts für Radionuklide (franz. Institut des Radioéléments (IRE)) im belgischen Fleurus kam es beim Umfüllen von flüssigen Abfällen zur Freisetzung von geschätzten 45 GBq Jod-131 über den Kamin. Die belgische Atomaufsichtsbehörde Agence Fédérale de Contrôle Nucleaire (AFCN) legte das IRE, ein Produzent von Radioisotopen für den Medizinbereich, sofort nach der Unfallmeldung still. Die Anwohner wurden sechs Tage nach dem Störfall von der Polizei über Lautsprecher vor dem Verzehr von Obst, Gemüse, Milch und Wasser aus der Umgebung gewarnt, nachdem der Krisenstab der Regierung die anfängliche Entwarnung widerrufen und das europäische Informationssystem ECURIE aktiviert hatte. Das Ereignis wurde als „Ernster Störfall“ der Stufe 3 auf der INES-Skala eingeordnet.
  • Oktober Gravelines 5/Frankreich: Während der Revision im Juni wurde der Motor eines der zwei Notstromdiesel ersetzt. Nach über drei Monaten erst, im Oktober, wurde festgestellt, dass dieser Ersatzmotor nicht ordnungsgemäß eingebaut war: Der Diesel wäre drei Monate nicht verfügbar gewesen, was einen deutlich zu langen Redundanz-Ausfall darstellt (Quelle: ASN).
  • Ascó/Spanien: In der Doppelblock-Anlage wurden zwischen 5. September und 6. November acht INES-Störfälle registriert, davon fünf in Block II. (Quelle: CSN)
  • Kernkraftwerk KrümmelGeesthacht – Im Kraftwerk ereignete sich am Vormittag des 4. Februar 2008 ein Schwelbrand in einer Lüftungsanlage. Dieser konnte durch die Werkfeuerwehr binnen einer Stunde mit einem Feuerlöscher gelöscht werden, externe Hilfe war nicht notwendig. Daraufhin entsandte die Atomaufsichtsbehörde einen Sachverständigen. Radioaktivität war jedoch zu keiner Zeit ausgetreten, da der Unglücksort außerhalb des Reaktorgebäudes lag. Dieser Vorfall erregte erneut hohes Interesse der Medien und wurde von zahlreichen Umweltschutzorganisationen zum Anlass genommen, das Kernkraftwerk Krümmel und die Sicherheit der Kernenergie wiederholt anzuzweifeln. Das Kraftwerk stand zu dieser Zeit seit 2007 still.
  • Kernkraftwerk Philippsburg – Laut dem baden-württembergischen Umweltministerium wurde in der Nacht zum Freitag den 6. Juni 2008 im Sicherheitsbehälter des Block I ein Druckabfall festgestellt, der die zulässigen Werte übersteigt. Der Behälter, der wichtige Teile des Reaktors einschließt, hat im normalen Betrieb einen leichten Überdruck von 20 Millibar. Der ermittelte Druckabfall betrug laut Ministerium 1 Millibar pro Stunde und war auf eine undichte Stelle zurückzuführen. Das Leck sei beim Anfahren der Anlage nach der Revision und unmittelbar nach dem Fluten des Behälters mit Stickstoff aufgetreten. Auf der Internationalen Bewertungsskala „INES“ gehört es zur Klasse 1 („Störung“). (Quelle: SWR)
2009
  • Cadarache/Frankreich: In der französischen kerntechnischen Anlage Cadarache wurden vermutlich schon im Juni bei Demontagearbeiten 39 Kilogramm Plutonium entdeckt. Die Atomsicherheitsbehörde stoppte die Arbeiten am 15. Oktober und ordnete den Störfall in die INES Kategorie 2 ein. Zudem warf sie dem Betreiber vor, das Ereignis nicht rechtzeitig gemeldet zu haben.
  • Cruas/Frankreich: Am 2. Dezember sammelte sich im Block 4 des Kernkraftwerks Cruas Laub und anderes Herbst-Schwemmgut im Fluss-Kühlwasserkreislauf und verstopfte ihn. Der Reaktor wurde abgeschaltet und mit der Fluss-unabhängigen Notspeisung über die Dampferzeuger in den Hot Standby gefahren. Der Reaktorkern muss jedoch auch nach diesem Vorgang mit dem Fluss-Kühlwasser – wegen des andauernden Nachzerfalls – im sog. Nachkühl-Betrieb weiter gekühlt werden, damit er nicht überhitzt und schmilzt. Es wurde der interne Notfallplan ausgelöst und als Notfall-Maßnahme der Abklingbecken-Kühlkreis der abgebrannten Brennelemente an den Reaktor-Kühlkreis angeschlossen. Nach 5,5 Stunden war die Verstopfung im Einlauf-Bauwerk beseitigt und der normale Nachkühl-Betrieb wieder hergestellt. Der Störfall wurde mit INES 2 eingestuft.
  • Fessenheim/Frankreich: Am 27. Dezember ereignete sich im Kernkraftwerk Fessenheim eine ähnliche Störung wie zuvor in Cruas, bei der Pflanzenreste in den Kühlkreislauf gerieten, als der Reaktor hochgefahren wurde (INES 1).
  • Kernkraftwerk KrümmelGeesthacht – Am Samstag, den 4. Juli 2009 kam es kurz nach 12 Uhr mittags zu einer Reaktorschnellabschaltung. Ursache war eine Störung in einem der beiden Maschinentransformatoren, wodurch es zu einer Unterspannung an zwei der vier Eigenbedarfsschienen des Kernkraftwerks kam. Zusätzlich gab es Kühlprobleme bei der Reaktorwasserreinigung sowie (bei der zusätzlichen Fixierung eines Steuerstabes) Hinweise auf ein defektes Brennelement (INES 0).Die Schnellabschaltung verursachte in Hamburg massive Einschränkungen im Stromnetz. Dabei fielen 1.500 der insgesamt 1.711 Ampelanlagen der Stadt teilweise über mehrere Stunden aus und Einkaufszentren waren ohne Licht. Weiterhin fielen durch die Störung mehrere Wasserpumpen aus und es kam bei der Wiederinbetriebnahme der Pumpen aufgrund von Druckstößen zu elf Wasserrohrbrüchen, wodurch tausende Hamburger zeitweise ohne Wasserversorgung waren.Die für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerin des Landes Schleswig-Holstein Gitta Trauernicht ordnete daraufhin eine erneute Zuverlässigkeitsprüfung des Betreibers Vattenfall an. Weiterhin gab das Unternehmen drei Tage nach der Notabschaltung bekannt, dass ein vorgeschriebenes Überwachungsgerät am betroffenen Transformator, ein sogenanntes Teilentladungsmessgerät, nicht installiert worden war. Aufgrund der Vorkommnisse wurde der bisherige Kraftwerkschef von Vattenfall entlassen.Kurz darauf räumte ein Sprecher von Vattenfall ein, dass es wahrscheinlich auch zu Brennstab-Schäden innerhalb des Reaktors gekommen sei. Einige wenige der 80.000 Brennstäbe wiesen demnach einen Defekt auf
2011
  • Kernkraftwerk Tricastin/Frankreich: Am 16. Februar wurde festgestellt, dass in mehr als der Hälfte der Notstrom-Dieselgeneratoren der Blöcke 3 und 4 einige vor zwei Jahren zwecks Erneuerung eingesetzte Einzelteile bei etwas längerer Laufzeit des Diesels vorzeitig versagen können. Diese Qualitätsmängel erwiesen sich bei einem Test in einem anderen KKW als Totalausfalls-Ursache der Diesel, die aber dort nur zum kleineren Teil damit ausgestattet waren. Bei Ausfall des externen Stromnetzes und des Reservenetzes (Notstromfall) wäre damit bei Tricastin 3/4 die Stromversorgung zur Abfuhr der Nachzerfallswärme im Reaktorkern nicht gesichert gewesen, es hätte schlimmstenfalls sogar in beiden Blöcken zu einer Kernschmelze führen können. INES 2.
  • Doel/Belgien: Am 13. März 2011 wurde ein Schaden an der dampfgetriebenen Notspeise-Pumpe des Blocks 4 entdeckt und als Störfall der Stufe 2 (INES) eingestuft.
2012
  • Cattenom/Frankreich: Bedingt durch eine Störung könnte die Kühlwasser-Einspeiseleitung des Abklingbeckens für abgebrannte Brennelemente – statt regulär Wasser einzuspeisen – Wasser aus dem Becken ansaugen, was dieses langsam leeren würde und zu größeren Radioaktivitäts-Freisetzungen führen würde. Zur Unterbrechung dieses Ansaug-Vorgangs existiert im Normalfall eine Vorrichtung. In Cattenom wurde im Januar festgestellt, dass diese bei Block 2 und 3 gar nie angebracht worden war. Wäre es dort zu einer Entleerung des Beckens gekommen, hätte man als letzte Gegenmaßnahme mit Tanklösch-Fahrzeugen und Schlauchverbindungen externes Wasser, etwa aus dem Fluss, einpumpen können. INES 2.
 
KATEGORISIERUNG (INES) VON STÖRFÄLLEN UND UNFÄLLEN IN ATOMKRAFTWERKEN

Stufe Bezeichnung Kriterien des Störfalls oder Unfalls Beispiele für einen Störfall oder Unfall
7 Katastrophaler Unfall Freisetzung Radioaktivität ( > 10.000 TBq) außerhalb des Atomkraftwerks 2011 Fukushima in Japan,
1986 Tschernobyl
6 Schwerer Unfall Freisetzung Radioaktivität ( > 1.000 TBq) außerhalb des Atomkraftwerks
5 Ernster Unfall Freisetzung Radioaktivität ( > 100 TBq) außerhalb des Atomkraftwerks 1957 Sallafield
4 Unfall Freisetzung Radioaktivität ( > 10 TBq) außerhalb des Atomkraftwerks 1999 Aufbereitungsanlage in Tokai in Japan
3 Ernster Störfall Schwere Kontamination des Personals des Atomkraftwerks 1975 Greifswald in Deutschland
2 Störfall Ausfall der Sicherungsvorkehrungen im Atomkraftwerk 2006 Forsmark in Schweden
1 Störung Abweichung vom Normalbetrieb des Atomkraftwerks, bei Nichtbehebung des Störfalls droht höhere Stufe 1987 Biblis in Deutschland
0 Ereignis geringe Gefahr einer Höherstufung 2007 Brand in Krümmel in Deutschland

 

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